Süddeutsche Zeitung

TV-Tipps zum Wochenende:Underdogs

Lesezeit: 2 min

In den besten Filmen im Fernsehprogramm des Wochenendes treten Menschen aus tiefen Schatten hervor. Und machen im Licht eine ziemlich gute Figur.

Von Fritz Göttler

Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen

Melodram, Sat 1, Sonntag, 20.15 Uhr

Die diversen Kämpfe der Sechziger, bitter-komisch skizziert. Die Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner, Frauenemanzipation und die verzweifelten Versuche der amerikanischen Wissenschaftler, den Vorsprung der Russen im Weltraum aufzuholen. Kevin Costner als Nasa-Chef peitscht seine Leute an wie ein Prediger: "Ich will ein Amen hören ..." In dem Saal mit lauter Weißhemden werden schwarze Elemente immer wichtiger, die Frauen, die mühselige Basisarbeit leisten, bevor die Computer kommen. Taraji P. Henson, Octavia Spencer, Janelle Monáe sind großartige Underdogs, schwarze Frauen mit Studium, aber schikaniert. Die Berechnung der Erdumkreisung von John Glenn gelingt mit einer uralten, fast mythischen Formel, der Euler-Methode.

Teufel in Blau

Detektivfilm, ZDF Neo, Samstag, 22 Uhr

Die Lehrjahre eines Detektivs, Ezekiel (genannt Easy) Rawlins. Walter Mosley hat ihn geschaffen, 1990. Los Angeles nach dem Weltkrieg, Easy verliert seinen Job, schlägt sich als Ermittler durch. Er soll Daphne suchen, eine weiße Frau, die viel in schwarzen Spelunken rumhängt. Regisseur Carl Franklin hat viel Gespür fürs Genre. Denzel Washington ist hinreißend als Easy, im weißen Leibchen. Anders als die legendären Noir-Helden ist er kein Einsamer, hat Freunde und Familie. Und Washington lässt sich von Don Cheadle, als Easys Kumpel Mouse mit Killerinstinkt, gern die Szenen stehlen. Das Dilemma des Jahrhunderts, schrieb Walter Mosley im vorigen Jahr, ist, dass es den einzelnen armen Menschen, egal ob schwarz oder weiß, brutal zu einem Faktor im kapitalistischen System reduziert und ihn zum Underdog macht in der weltweiten Pandemie des Underdogismus.

Safe House

Agententhriller, Sat 1, Sonntag, 22.55 Uhr

Noch einmal Denzel Washington, siebzehn Jahre später. Einst war er ein Top-CIA-Mann, dann desertierte er. Er hat brisante Informationen zur Korruption im Innern der Agentur, wird von Terroristen gejagt. Ryan Reynolds will ihn retten, ein junger Möchtegern-Agent, der gern richtige Action hätte, aber nur ein "Safe House" hüten darf, ein absolut geheimes Versteck für CIA-Leute. Raus aus der Sicherheit, voll rein in die Action, das war auch das Motto für Daniel Espinosa, dem Hollywood nach seinem schwedischen Erfolg mit Easy Money 2012 eine Chance gab. Aus demselben Jahr: Underworld 4 - Awakening, von den Schweden Måns Mårlind & Björn Jensen, der vierte Film im Epos vom Kampf der Vampire gegen die Werwölfe mit Kate Beckinsale. Nun schalten auch die Wesen der Oberwelt sich ein, die Menschen (Pro Sieben, Sonntag, 23.40 Uhr).

Angst hat viele Gesichter

Horror, 3sat, Sonntag, 23.15 Uhr

Cold Rock ist in Panik, Kinder verschwinden, Frauen geraten in Verdacht, auch Jessica Biel, die Krankenschwester. Ist der mysteriöse tall man (so der Originaltitel) der Kinderfänger? Der französische Regisseur Pascal Laugier hatte mit dem harten Horrorfilm Martyrs Furore gemacht, hier zeichnet er die Psyche einer runtergekommenen Provinzstadt. Von Tennessees Provinz erzählt Jon Amiel in Sommersby, 1993. Psychose eines Neubeginns: Ein Mann, Richard Gere, kehrt vom Bürgerkrieg heim, die Frau, Jodie Foster, erkennt ihn nicht, ist verstört, dass sie ihn mehr lieben kann als den Mann, der in den Krieg zog. Remake eines französischen Films von 1982, mit Gérard Depardieu (Sonntag, Arte, 20.15 Uhr; darauf ein Porträt zu Jodie Foster. Sie wird beim Festival in Cannes im Juli eine Ehrenpalme erhalten).

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