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TV-Produzent Glen A. Larson:Männer wie Pistolen

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Er erfand "Magnum", "Knight Rider" und "Battlestar Galactica" - und prägte mit seinen Serien das Fernsehen wie kaum ein anderer. Doch die Anerkennung der Branche blieb aus. Jetzt ist der TV-Produzent Glen A. Larson im Alter von 77 Jahren gestorben.

Von Stefan Fischer

Es sei nie sein Ziel gewesen, ein Regal voll Emmys zu gewinnen, hat der US-amerikanische Fernseh-Produzent und -Autor Glen A. Larson vor fünf Jahren dem Archive of American Television als sein Vermächtnis hinterlassen. Nicht die Kritiker und Experten sollten seine Fernsehserien mögen, so Larson, er habe immer Massenunterhaltung in die Wohnzimmer bringen wollen und sei jedesmal stolz gewesen, wenn eine Serie ein Stammpublikum gefunden hätte. Was man eben sagt, wenn absehbar ist, dass es mit den wichtigen Preisen nichts mehr werden wird.

Er hat das Fernsehen wie kaum ein anderer geprägt

Nun zeichnen amerikanische Film- und Fernsehjurys aber durchaus gerne nicht nur Qualität, sondern auch den Erfolg an sich aus. Insofern ist es dann doch erstaunlich, dass Larson, der nun im Alter von 77 Jahren in Santa Monica, Kalifornien, gestorben ist, leer ausging. Von Mitte der 1970er- bis Ende der 1980er-Jahre hat Glen A. Larson mit seinen Serien das Fernsehen - nicht nur das amerikanische - wie kaum ein anderer geprägt. Er hat Battlestar Galactica (Kampfstern Galactica) erfunden, Magnum, The Fall Guy (Ein Colt für alle Fälle) und Knight Rider. Er war beteiligt an Quincy und The Six Million Dollar Man. Beinahe immer reine Episoden-Serien sind das ohne eine Entwicklung der Hauptfiguren. Vom epischen Erzählen der Gegenwart war das amerikanischen Fernsehen damals noch weit entfernt.

Der Trick von Larson, der oft auch die Titelmelodie komponiert hat, war womöglich, dass er die Gesetze des Westerns in seine Zeit gerettet hat, ohne selbst Western zu produzieren. Thomas Magnum, Colt Seavers, Michael Knight: Drei einsame Reiter sind das, die lediglich nicht mehr auf Pferden unterwegs sind, sondern mit einem Ferrari, einem Pick-up-Truck beziehungsweise einem aufgemotzten Pontiac Firebird Trans Am - um Recht und Gesetz durchzusetzen, um die amerikanische Zivilisation zu behaupten gegen Attacken zumeist aus ihrem Inneren.

Auf den Staat war erst einmal kein Verlass

Eine Ausnahme ist Kampfstern Galactica mit einem interstellaren Krieg zwischen Menschen und Robotern. Ansonsten gibt es keine terroristische Bedrohung aus anderen Teilen der Welt oder des Alls. Die Bösen kommen aus der eigenen Mitte. Um mit ihnen fertig zu werden, brauchten die USA damals offenbar Helden wie die Genannten. Auf den Staat als für Gerechtigkeit sorgende Institution war erst einmal kein Verlass nach der durch die Watergate-Affäre ausgelösten Vertrauenskrise. Später kommt mit Ronald Reagan ein Präsident ins Amt, in dem sich eine Figur wie Colt Seavers wunderbar spiegeln lässt. Auf einer simpleren, nicht gesellschaftspolitisch gedachten Ebene hat Glen A. Larson nichts anderes gemacht, als Jungs-Träume zu verfilmen.

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Quelle:
SZ vom 17.11.2014
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