Süddeutsche Zeitung

Türkei:Offener Brief

Die türkische Zeitung "Hürriyet" liegt kurz vor der Parlamentswahl im Clinch mit Staatspräsident Erdoğan. Der wirft dem Verlag vor, ihm den Tod zu wünschen. Die Redaktion lässt sich nicht einschüchtern - und reagiert mit einem offenen Brief.

Von Mike Szymanski

Kurz vor der Parlamentswahl in der Türkei liegt die Zeitung Hürriyet im Clinch mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan. Hintergrund ist eine Schlagzeile aus Anlass des Todesurteils gegen den früheren ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi: "Die Welt ist geschockt: Todesurteil für einen mit 52 Prozent gewählten Präsidenten". Erdoğan bezog die Zeile auf sich, er war 2014 ebenfalls mit 52 Prozent der Stimmen gewählt worden. Sein Vorwurf: Die Hürriyet wünsche ihm wohl den Tod. Bei einer Wahlkampfrede nannte er den Doğan-Konzern, der die Zeitung herausgibt, in einem Atemzug mit der Bewegung des Predigers Fethullah Gülen - seinem größten Staatsfeind. Die Zeitung reagierte mit einem offenen Brief, der wohl als Kampfansage gewertet werden kann: "Was wollen Sie von uns?"; und: "Wollen Sie uns verbannen?" Der Brief endet mit dem Satz: "Sie sollten wissen, dass wir unsere Freiheiten verteidigen - ohne Angst."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2488235
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 21.05.2015
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.