Süddeutsche Zeitung

"taz": Schleichwerbung für Printmedien:Tarnname "taz"

Undercover-Recherche: Mit falscher Adresse bietet ein "taz"-Reporter Printmedien haarsträubende Werbeanzeigen an. Einige Ergebnisse sind durchaus diskussionswürdig.

Marc Felix Serrao

"So käuflich ist die Presse", steht auf der ersten Seite der taz vom Samstag. In der Wochenendbeilage sonntaz folgt ein vierseitiger Bericht des Redakteurs Sebastian Heiser. Mit falscher Adresse und Rufnummer hat der 32-Jährige als "Key Account Planning Effizienzer" versucht, in Printmedien von Bild bis Zeit (die SZ war nicht dabei) Einfluss auf redaktionelle Inhalte zu nehmen.

Dazu hat er den Anzeigenabteilungen Werbung in Aussicht gestellt, wenn "auch ein journalistisch anmutender Text zum von mir vorgegebenen Thema in der Zeitung erscheint".

Titel für Titel listet Heiser seine Ergebnisse auf. Der Text ist eher sachlich. Auffällig ist hingegen die Illustration der taz: Cartoons von geifernden Anzugsträgern und halbnackte Pin-up-Mädchen mit Geldscheinen unter der Wäsche.

Einige Beispiele sind durchaus diskussionswürdig. Etwa die Frankfurter Rundschau, deren Anzeigenabteilung sich Heiser zufolge bereiterklärt haben soll, eine Art Anleitung zur Steuerhinterziehung zu platzieren.

Verlag und Zeitung waren für eine Erklärung zunächst nicht erreichbar. Andere Fälle wiegen wohl weniger schwer, was Heiser auf Anfrage auch einräumte. Etwa die Zeit, die in einer Veröffentlichung statt "Anzeige" das Wort "Anzeigenspezial" abdruckt.

Es ist dem Autor gelungen, Anzeigen-Abteilungen in Sachen "Sonderveröffentlichungen" zu teilweise haarsträubenden Offerten zu verleiten. Im klassisch redaktionellen Teil der Blätter gelang ihm das aber nie. Das heißt nicht, dass diese Arbeit nicht verdienstvoll wäre. Nur der laute Titel und die klebrigen Bilder passen nicht ganz zum Ergebnis. Aber dafür kann der Autor nichts.

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Quelle:
SZ vom 04.04.2011
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