Süddeutsche Zeitung

Stinkefinger-Aphrodite:November in Athen

War die Abbildung der Aphrodite mit einem Stinkefinger legitime Satire oder eine Beleidigung? In der gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen dem Magazin "Focus" und sieben griechischen Bürgern hat es wieder keine Entscheidung gegeben. Das Gericht vertagte sich auf Ende November.

Der sogenannte "Aphrodite-Stinkefinger-Prozess" ist am Freitag in Athen verschoben worden, weil zwei Verteidiger fehlten. Für einen Teil der Angeklagten lagen noch keine Zustellungsurkunden für den Ladungsbefehl vor. Die Verhandlung soll nun am 29. November beginnen.

Griechische Rechtsanwälte hatten Anfang des Jahres das Nachrichtenmagazin Focus und mehrere seiner Redakteure wegen übler Nachrede, Verleumdung und Verunglimpfung griechischer Staatssymbole angezeigt. Focus hatte vergangenes Jahr eine Aphrodite mit Stinkefinger auf dem Titel abgebildet. "Das war eine Beleidigung übelster Art", sagte Theodoros Frangakis, einer der klagenden Rechtsanwälte, kurz vor Prozessbeginn.

Mit dem Satz "Betrüger in der Eurofamilie" hatte der "Focus" am 22. Februar 2010 die griechischen Liebesgöttin mit ausgestrecktem Mittelfinger auf dem Titel gezeigt und damit auf die desolate Finanzlage Griechenlands angespielt.

Es dauerte nicht lange, bis eine griechische Boulevardzeitung, die Eleftheros Typos, mit der Berliner Siegesgöttin und einem Hakenkreuz konterte.

Für Focus-Herausgeber Helmut Markwort handelte es sich um eine legitime, satirische Darstellung der Verhältnisse, wie er im April sagte, nachdem die Anzeige bekannt geworden war. "Natürlich stehe ich dazu; das war damals originell", sagte er.

Vom Burda-Verlag hieß es am Vortag dazu, an dieser Betrachtungsweise habe sich seitdem nichts geändert. Rechtsanwälte der Angeklagten sagten, die Anzeige sei "absurd". Die Kläger seien dagegen bereit die Klage zurückzunehmen, "wenn die Zeitschrift sich entschuldigt", so Frangakis weiter.

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