Süddeutsche Zeitung

Sexuelle Übergriffe beim WDR:Charlotte Roche wirft WDR-Filmchef Belästigung vor

Lesezeit: 2 min

Mehrere Frauen werfen Gebhard Henke, dem Leiter des Programmbereiches Fernsehfilm, Kino und Serie im WDR, vor, sie sexuell belästigt zu haben. Wie der Spiegel in seiner morgen erscheinenden Ausgabe berichtet, haben mittlerweile sechs Frauen erklärt, dass Henke sie begrapscht habe. Eine der betroffenen Frauen ist die Schauspielerin und Moderatorin Charlotte Roche. Wie das Magazin der Spiegel schreibt, habe Henke die Frauen an Po oder Bauch angefasst, außerdem habe er angedeutet sie zu fördern und dafür offenbar körperliche Zuwendungen erwartet. Die Vorfälle sollen sich zwischen 1990 und 2015 ereignet haben. Henke bestreitet die Vorwürfe gegen ihn.

Charlotte Roche beschreibt in dem Bericht ein Treffen mit Henke im Jahr 2013, bei dem dieser ihr eine Hand auf den Po gelegt habe. "Das war schlimm und dauerte gefühlt ewig", wird Roche zitiert. Bis heute mache sie sich Vorwürfe, nichts gesagt zu haben, erklärte Roche weiter. Sie habe an dem Abend unter Druck gestanden, weil es um die Verfilmung eines ihrer Bücher gegangen sei. Das sei falsch gewesen, deshalb spreche sie jetzt.

Gegenüber der Süddeutschen Zeitung widersprach Henke der Darstellung von Charlotte Roche. Über seinen Anwalt Peter Raue ließ er erklären, dass er Roche nur ein einziges Mal getroffen habe. Er könne sicher ausschließen, ihr bei dieser Gelegenheit eine Hand auf den Po gelegt zu haben. Außerdem wies Henke darauf hin, dass Roche nicht, wie in dem Spiegel-Artikel beschrieben, "unter Druck" gestanden hätte. Die Verfilmung ihres Buches habe zum Zeitpunkt des Treffens längst festgestanden und der WDR sei dabei im Übrigen nicht Auftraggeber, sondern lediglich Koproduzent gewesen.

Henke war bereits am vergangenen Sonntag freigestellt worden

WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn zeigte sich überrascht von den Vorwürfen. Dem Spiegel sagte er, dass er seit Jahren "sehr eng und vertrauensvoll" mit Henke zusammengearbeitet habe. Er schließe es nicht aus, dass sein Mitarbeiter noch entlastet werden könne, halte die Schilderungen der Frauen allerdings für "gravierend und glaubwürdig".

Henke war am vergangenen Sonntag von Schönenborn freigestellt worden, weil es zwei Verdachtsmomente mit dem Vorwurf sexueller Belästigung gegen ihn gegeben hatte. In einer am Mittwoch veröffentlichten Petition kritisierten 16 Frauen, die mit Henke beruflich zu tun hatten, die Freistellung. Ihre Zusammenarbeit mit dem Film-Chef sei immer "frei von Übergriffen jedweder Art und Schwere". Vor Henke war bereits ein Auslandskorrespondent des WDR wegen ähnlicher Anschuldigungen freigestellt worden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3967611
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.