Süddeutsche Zeitung

Russland:Redakteurin geflohen

Nach ihrem Protest im russischen Staatsfernsehen ist die Redakteurin Marina Owsjannikowa laut ihrem Anwalt gezwungen gewesen, das Land zu verlassen.

Die wegen ihrer Kriegskritik im russischen Staatsfernsehen bekannt gewordene Journalistin Marina Owsjannikowa ist nach Angaben ihres Anwalts aus Russland geflohen. Owsjannikowa sei "gezwungen" gewesen, das Land zu verlassen, und stehe jetzt "unter dem Schutz eines der europäischen Länder". Das sagte ihr Anwalt Dmitri Sachwatow der Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge am Montag in Moskau.

Die bis dahin als linientreu geltende Mitarbeiterin des Ersten Kanals hatte Mitte März in einer Nachrichtensendung ein Anti-Kriegs-Plakat in die Kamera gehalten. Danach hielt sie sich einige Monate im Ausland auf und arbeitete zeitweilig für die deutsche Zeitung Welt. Mitte Juli protestierte sie in Sichtweite des Kremls erneut gegen den Krieg. Sie wurde wegen der Verbreitung angeblicher Falschinformationen über die russische Armee angeklagt. Dafür drohen ihr der Agentur Interfax zufolge zwischen fünf und zehn Jahren Haft. Laut russischen Medien hatte ein Gericht in Moskau am Montag entschieden, dass die Kinder von Owsjannikowa bei ihrem Vater leben sollten. Die Tochter habe jedoch das Land bereits mit der Mutter verlassen. Der älteste Sohn der Journalistin habe sich in der Verhandlung dafür ausgesprochen, beim Vater zu leben, hieß es.

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