Süddeutsche Zeitung

Pressekonferenz zu Klopp-Abschied:Als Vater brilliert, als Reporter blamiert

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Dreiste Forderung auf der Presskonferenz

Die Pressekonferenz, auf der Jürgen Klopp am Mittwoch seinen Abschied als Trainer von Borussia Dortmund verkündete, hatte es ohnehin schon in sich. Man konnte einen völlig aufgelösten BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erleben, dem während seines kurzen Statements fast die Stimme wegbrach, weil er derart "angefasst" sei, wie er sagte, von der Entscheidung Klopps, den Verein nach sieben Jahren zu verlassen.

Man konnte außerdem einen britischen Journalisten erleben, der damit haderte, dass der Verein es in der Eile vergessen hatte, einen Übersetzer zu organisieren. Er begann einen Liveticker mit einem von sensationellem Understatement geprägten Satz "("We have a slight problem") und improvisierte ähnlich filigran wie einst Marcel Reif und Günther Jauch, als 1998 im Bernabéu-Stadion zu Madrid plötzlich das Tor zusammenkrachte.

Und als wäre das alles noch nicht genug, kam dann noch Herr Tillmann. Er stellte sich als Journalist des Deutschen Handwerksblattes vor. Er habe Jürgen Klopp ja bereits einmal getroffen, so der Kollege, und damals habe er ihm eine Karte für seinen Sohn versprochen. Ob Klopp das Versprechen jetzt nicht einlösen wolle.

Die Reaktion des Handwerksblattes

Gelächter unter den anwesenden Journalisten. "Ihr Selbstbewusstsein möchte ich haben. Das als letzte Frage in dieser Pressekonferenz", antwortete ein überrumpelter Klopp, der nicht dafür bekannt ist, sich von Journalisten allzu leicht überrumpeln zu lassen. "Das mit der Karte kriegen wir hin", sagte er dann.

Doch wer war der Mann? Offenbar kein Journalist, der im Auftrag des Deutschen Handwerksblattes in Dortmund war. Denn die Chefredaktion hat sich jetzt von dem Vorgehen distanziert. "Wir belegen Pressekonferenzen von Sportvereinen grundsätzlich nicht, außer es geht um ein handwerksrelevantes Thema, beispielsweise bei der Zusammenarbeit mit Lehrlingen", so Chefredakteur Rüdiger Gottschalk in einer Mitteilung.

Tillmann habe die Pressekonferenz offenbar aus eigenem Antrieb besucht. Bei ihm handele es sich um einen "in Brüssel recht gut vernetzten Herren", der dem Handwerksblatt "ein einziges Mal" einen Text zu einem Europa-Thema angeboten habe. "Wir bedauern den Eindruck, dass unsere Publikation hinter einem derart absurden Auftritt stehen könnte", so Gottschalk.

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