Süddeutsche Zeitung

Journalismus in Zeiten von Corona:Information "unter allen Umständen"

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Von Peter Münch

Die Nachrichtensendungen des ORF kommen künftig aus einem Quarantäne-Studio. Die Moderatoren und zahlreiche andere Mitarbeiter des Österreichischen Rundfunks begeben sich von Dienstag an freiwillig in Isolation, um auch in den Zeiten der Coronakrise den Sendebetrieb sicherzustellen. Für zunächst zwei Wochen werden Armin Wolf und drei Moderationskollegen dann in einen abgeschotteten Bereich auf dem ORF-Gelände am Wiener Küniglberg leben und arbeiten.

Gerade jetzt wolle man "unter allen Umständen" informieren

Solche isolierten Zonen sollen auch für alle anderen "sendungskritischen Bereiche" geschaffen werden, kündigte der Sender an. Vorbereitet wird das zum Beispiel für die nationalen Radios und ORF III. Auch in den Landesstudios sollen ausgewählte Mitarbeiter in eine arbeitsbedingte Isolation gehen. Um die technischen Kernbereiche abzusichern, hatten sich bereits am Samstag 15 Mitarbeiter in einen isolierten Bereich auf dem Küniglberg zurückgezogen. Insgesamt geht es laut ORF um rund 180 "Schlüssel-Mitarbeiter". Vor der Isolation werden diese medizinisch getestet. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sagte, der Sender habe "gerade jetzt den Auftrag, die Österreicherinnen und Österreicher unter allen Umständen mit umfassender Information zu versorgen".

Der ORF hat überhaupt recht früh Konsequenzen aus der Corona-Krise für den Studiobetrieb gezogen: Bei Interviews hatte man schon länger auf den nötigen räumlichen Abstand geachtet. Die Talkshow Im Zentrum fand am Sonntagabend erstmals ganz ohne Studiogäste statt. Während dort die Moderatorin Claudia Reiterer mit live zugeschaltet Teilnehmern diskutierte, saß Anne Will zeitgleich in ihrem ARD-Studio noch in großer Runde. Allerdings setzt auch der ORF nicht als Erster im Land auf die Abschottung einzelner Mitarbeiterteams. Vorige Woche waren 53 Angestellte des Wiener Energieversorgungsunternehmens an vier verschiedenen Standorten in Kraftwerks-Quarantäne gezogen, um die Versorgung auch dann sicherzustellen, wenn es zu einer größeren Corona-Ausbreitung kommt. Denn ohne Strom ginge auch beim ORF nichts mehr.

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Quelle:
SZ vom 24.03.2020
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