Süddeutsche Zeitung

Neuer Tatort mit Król und Kunzendorf:Ein hinreißendes Paar

Die 800. Tatort-Folge markiert nicht nur ein Jubiläum, sondern auch den Dienstbeginn des Ermittlerduos Nina Kunzendorf und Joachim Król. Ein hessisches Debüt, das sich sehen lassen kann.

Alexander Gorkow

Nicht böse gemeint, aber konnte man sich an Andrea Sawatzkis Schweigen nicht satt sehen? Hüstel, doch, doch, konnte man.

Die Neue nun sieht aus, als sei sie vom großen Klaus Lemke irgendwo im Mittleren Westen gecastet worden: Nina Kunzendorf als Kommissarin Conny Mey haben sie in eine Jeansweste gesteckt, die Haare trägt sie offen, keine Dame, ein Weib, im Stile June Carter Cashs, heißt: das Gegenteil von ätherisch. Hat die herrliche Eigenschaft, Kloppersätze nebenbei fallenzulassen. Dass der Neue von Joachim Król gespielt wird, mag man antipodisch etwas durchsichtig finden, aber egal. Die beiden sind ein hinreißendes Paar.

Lars Kraume, der diese beiden neuen Figuren entwickelte, das Buch schrieb und Regie führte, erzählt die Geschichte eines stalkenden Vaters, der seinen Sohn rächen will.

Und auch wenn man ein Stalkingopfer nicht alleine in einem Polizeiauto zurücklassen sollte (ein sonderbarer Hänger), ist diese Premiere bewegend, heiter und: ein Versprechen. Sitzen Kunzendorf und Król in dessen Auto, fragt sie: "Haben Sie einen Hund?"

Das ist als Anspielung auf den Mief der Einsamkeit schön andeutungsreich, und fein ist auch Króls Bemerkung, als Kunzendorf nach einem Marsch über den Flur in der Bürotür steht: "Ihren Schritten nach habe ich ein Pferd erwartet."

So läuft das hier. Und so kann es sehr gerne weiterlaufen.

Sonntag, ARD, 20.15 Uhr.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1094299
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 07.05.2011
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.