Süddeutsche Zeitung

Neu bei Netflix: "The Ranch":Ashton Kutcher in einer klischeebeladenen Provinzposse

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Die neue Netflix-Sitcom "The Ranch" ist ein Abklatsch von "Two and a Half Men". Da hilft auch ein Serienkollege Kutchers von früher nicht mehr.

TV-Kritik von Christoph Löbel

Colt Bennett ist 34, trägt Ugg-Boots, und träumt noch immer von der ganz großen Karriere als Quarterback. Dabei hätten ihm alle Türen offengestanden, doch da Colt schon immer dem süßen Leben abseits des Footballfeldes mehr Aufmerksamkeit widmete als dem Ball, spielt er nun bei einer Mannschaft vor, die sich den Platz mit dem Lacrosse-Team der Mädels der örtlichen Highschool teilen muss.

Ashton Kutcher spielt diesen Colt in The Ranch, der neuesten Sitcom aus der Serienschleuder von Netflix. Da das Team nicht seine Ansprüchen genügt, kehrt er nach vielen Jahren auf die Familienranch zurück, wo er sich mit seinem grimmigen Vater Beau (Sam Elliot) und seinem großen Bruder Rooster (Danny Masterson) ein ums andere Mal in die Haare kriegt. Kutcher macht das, was er am besten kann: Der in den Tag hineinlebende Sonnyboy erinnert an den von ihm verkörperten Walden Schmidt aus Two and a Half Men, nur mit dem feinen Unterschied, dass Colt eben nicht so steinreich wurde wie Walden. In der Hillbilly-Kneipe in seiner Heimatstadt, tief im ländlichen Colorado, ist Colt noch immer der große Star - und der Football-Ruhm aus vergangenen Tagen reicht aus, um Mädchen im eigenen Kinderzimmer flachzulegen.

Ein provinzieller Abklatsch von Two and a Half Men

Wirklich witzig sind die platten und oftmals weit unter der Gürtellinie platzierten Gags zwischen Kuhstall, Kneipe und Küche allerdings nicht, auch wenn das eingespielte Gelächter etwas anderes vermuten lässt. Auch Danny Masterson, der mit Kutcher bereits in der Sitcom Die wilden Siebziger gemeinsam vor der Kamera stand, sorgt für wenig Erheiterung. Rooster ist - man ahnt es bereits - das komplette Gegenteil von seinem Bruder und hat beim anderen Geschlecht weitaus weniger Erfolg als sein Bruder, kuscht vor seinem Vater und hängt ständig an der Bierflasche. Und da es auch bei den Bennetts keine Frauen gibt - Mutter Maggie (Debra Winger) ist längst aus dem Farmhaus ausgezogen und bedient in der oben erwähnten Spelunke - wirkt The Ranch wie ein provinzieller Abklatsch von Two and a Half Men. Nur das statt zweieinhalb nun drei echte Kerle unter einem Dach hausen.

Der einzige Lichtblick der Serie ist Sam Elliot als erzkonservativer Rancher Beau, der seinen kleinen Hof mit aller Macht vor dem Aus bewahren will. Der trinkfeste und stets übel gelaunte Beau ist von seinem lethargischen Sohn Colt maßlos enttäuscht, hasst Obama, sehnt sich nach Regengüssen für seine Felder, aber verteufelt den Klimawandel als eine Erfindung von Al Gore, damit dieser mehr Bücher verkaufen könne. Wenn der schnauzbärtige Sturkopf mit der Reibeisenstimme wieder einmal mit dem nicht minder dickköpfigen Colt aneinandergerät und beide zu stolz sind, um alte Fehler einzugestehen, wird die Handlung kurzzeitig etwas tiefgründig. Die Betonung liegt hierbei auf kurzzeitig, keilt doch Rooster im Handumdrehen mit einem weiteren unlustigen Spruch dazwischen und erinnert daran, dass The Ranch doch nur eine trostlose und klischeebeladene Provinzposse geworden ist.

The Ranch , auf Netflix.

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SZ vom 04.04.2016
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