Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Der Mann, über den Peter Sellers lachte

Kaum jemand spielte den kleinen Ganoven im deutschen Fernsehen überzeugender als er. Rolf Zacher ist im Alter von 76 Jahren gestorben.

Von Ralf Wiegand

Wer sein Gesicht nicht kannte, erkannte die Stimme. Wenn Rolf Zacher sang, konnte er klingen wir Rio Reiser, wenn er sprach, wie Hollywood. Seine Stimme war das Kapital des Schauspielers, Komödianten und Musikers, der am Samstag im Alter von 76 Jahren gestorben ist. In guten Zeiten hat er Robert De Niro und Nicolas Cage synchronisiert, und Peter Sellers hat sich über ihn kaputtgelacht, als er ihn zufällig auf der Leinwand eines Münchner Kinos sah. In den weniger guten Zeiten zog Zacher ins RTL-Dschungelcamp, was leider das Letzte war, was das TV-Publikum von ihm zu sehen bekam. Verdient hat er das nicht, denn er konnte was. 1981 erhielt Zacher den deutschen Filmpreis für seine Rolle im Drama "Endstation Freiheit". Denselben Titel trägt Zachers Biografie, Bilanz eines bewegten Lebens. Vielleicht hat Zacher den Kleinganoven in fast jeder deutschen Krimiserie deshalb so oft und überzeugend verkörpert, weil er selbst mal einer war. Acht Jahre war er von Herion abhängig, zwei Jahre saß Zacher wegen "kreativer Geldbeschaffung" (er über sich) im Gefängnis. Die letzten Jahre lebte er vegan und mit sich im Reinen: "Pleite", sagte er, "war ich nie."

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SZ vom 05.02.2018
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