Süddeutsche Zeitung

MDR-Fernsehballett:Als Zeichen eine Spende

Der Imageschaden ist wohl irreparabel, aber ein Statement will der MDR nach dem umstrittenen Auftritt seines Fernsehballetts in Grosny doch setzen - und die Gagen spenden.

Sechs Mitglieder des MDR-Fernsehballetts sollen die Gage für ihren umstrittenen Auftritt in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny an die Organisation "Reporter ohne Grenzen" spenden.

Das empfahl der Rundfunkrat des Senders am Montag bei seiner Klausurtagung im thüringischen Friedrichroda. "Der Imageschaden, den der MDR durch den Auftritt erlitten hat, ist zwar nicht aus der Welt zu schaffen", erklärte Rundfunkratsvorsitzender Johannes Jehnichen.

Aber durch die Spende der Gage für eine Organisation, die sich gerade im Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen verdient gemacht habe, könne ein deutliches Zeichen in der Öffentlichkeit gesetzt werden, sagte er. Die Spende zeige, dass die richtigen Konsequenzen aus der Verfehlung gezogen würden.

Der scheidende Intendant Udo Reiter betonte vor dem Rundfunkrat, dass "dieser Auftritt nicht zu entschuldigen" sei und sich nachteilig auf das Ballett, seine Gesellschafter und den MDR auswirke, dessen Namen das Ensemble trage.

Bei der für Dienstag (25. Oktober) auf Geheiß des MDR kurzfristig angesetzten Gesellschafterversammlung der Fernsehballett-GmbH solle darauf hingewirkt werden, das vierstellige Honorar zu spenden.

Vier Tänzerinnen und zwei Tänzer des MDR-Fernsehballetts waren am 5. Oktober bei einer Geburtstagsfeier für den tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow aufgetreten, dem Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. In einer Stellungnahme der Geschäftsführung hieß es anschließend, die Tänzer seien über den Zauberer Jan Rouven für das Event gebucht worden und hätten mit dem Illusionisten in Grosny auf der Bühne gestanden. Die Veranstaltung sei als Einweihung eines Gebäudekomplexes angekündigt gewesen.

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dapd/cag
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