Süddeutsche Zeitung

"Gottschalk live" im Quotentief:Nahe an der Form

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Platz 29 von 31: Thomas Gottschalk befindet sich derzeit im Kampf um die rote Laterne in der ARD. Nur das Wetter und Wiederholungen im Nachtprogramm laufen noch schlechter. Von einer Quotendiskussion will bei der ARD aber niemand etwas wissen.

Christopher Pramstaller

Wie lange dauert es noch, bis Thomas Gottschalk die rote Laterne der ARD in Händen hält? Platz 29 von 31 bei den Marktanteilen am Dienstag. Da können die ARD-Verantwortlichen und der Entertainer noch so viele Durchhalteparolen von sich geben - "Gottschalk live" ist ein Quotendesaster.

Gerade einmal 1,2 Millionen Zuschauer wollten den vor gut zwei Wochen mit seiner neuen Show gestarteten Entertainer am Dienstag noch sehen. Mit einem Marktanteil von 4,3 Prozent (bei den 14- bis 49-Jährigen reichte es lediglich noch für 2,5 Prozent) konnte Gottschalk nur noch zwei Sendungen im Tagesprogramm der ARD schlagen: das Wetter und "Sturm der Liebe", Folge 1468. Letzteres war eine Wiederholung im Nachtprogramm - um 2.30 Uhr. Doch weder die Wetterfee noch die Dauerschleife weit nach Mitternacht können ein Gradmesser für Thomas Gottschalk sein. Im Vergleich zur Auftaktsendung gingen fast drei Viertel aller Zuschauer verloren. Damals waren es 4,34 Millionen.

Der Gradmesser, das sind die anderen Sendungen, die mehr Marktanteile erzielen konnten als Gottschalk. Darunter die Quotenkracher "Rote Rosen" Folge 1197, "Rote Rosen" Folge 1198, "Sturm der Liebe Folge" 1468, "Das Waisenhaus für wilde Tiere" Folge 29 und "Die Geierwally". Gottschalk selbst hatte den TV-Slot vor der Tagesschau als "Todeszone" bezeichnet. Jetzt wird erst klar, was das heißen kann.

Gottschalk kann A-Promis wie Wim Wenders, Franz Beckenbauer, Helge Schneider oder Katherine Heigl in seinen "nicht so richtig Boulevard, auf keinen Fall Politik, was uns am Tage so bewegt"-Talk einladen: Die Quoten sinken ins Bodenlose. Gottschalk ist in atemberaubend kurzer Zeit vom Samstagabend-Showmaster zum Ritter von der traurigen Gestalt geworden, der wie Don Quijote gegen Windmühlen ankämpft. Der immensen Medien-Hype hatte zum Start der Sendung Quote gebracht - jetzt geht es ins gnadenlose Rennen im Tagesgeschäft.

Weit davon entfernt, aufzugeben

Als am Dienstag in Erfurt die Pressekonferenz im Anschluss an die Sitzung der ARD-Intendanten fast vorbei war, wurde die Frage nach der Zukunft eines der Zugpferde in der ARD-Unterhaltung beantwortet. Nein, von Thomas Gottschalk werde man sich nicht trennen, sagte da die Vorsitzende der ARD, Monika Piel. Man lasse sich bei "Gottschalk Live" keine Quotendiskussion aufdrücken. Es gebe eine inhaltliche Diskussion, aber gerade in den letzten Sendungen sei der Moderator nahe an der Form gewesen, die sich die ARD vorgestellt habe.

Thomas Gottschalk will um seine Sendung "Gottschalk live" langfristig kämpfen. "So wie es Helmut Kohl nicht gelungen ist, aus dem Osten ruck zuck blühende Landschaften zu machen, so wenig werde ich es schaffen, die Todeszone des Vorabends in ein paar Wochen zu begrünen", sagte der 61-Jährige der Zeitschrift "Bunte". "Das war mir immer klar - und Gott sei Dank auch den Verantwortlichen in der ARD." Es tue ihm ganz gut, "wieder mal um den Erfolg kämpfen zu müssen, und ich bin weit davon entfernt aufzugeben", sagte Gottschalk.

Die ARD wollte am Vorabend etwas neues ausprobieren, experimentell sein. Womöglich sollte sie nun noch eins drauf setzen: Wenn die Senderverantwortlichen sich nur einen kleinen Schubs geben könnte und ihre alte Reihe "Die schönsten Bahnstrecken Europas", in der Züge seelenruhig durch europäische Landschaften tuckern, in der "Todeszone" gegen Gottschalk antreten lassen würden, so etwas hätte man wirklich noch nie im Vorabendprogramm gesehen. Es wäre spannend zu beobachten, wer das Rennen gewinnt.

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