Süddeutsche Zeitung

Florian Weber moderiert "Das Duell":Mister Vorabend

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Florian Weber moderiert in der ARD "Das Duell" - von jetzt an gibt es das Vorabendquiz in Doppelfolgen.

Christina Maria Berr

Die Krawatte zum Anzug ist verschwunden. Florian Weber moderiert nur noch mit offenem Hemd. Methode lässig - das, so findet die gereifte ARD offenbar, wirke jünger, flotter und passe besser zu dem 34-jährigen Moderator des Wissensquiz Das Duell im Ersten. Das läuft dienstags bis freitags zur undankbaren Sendezeit um 18:50 Uhr.

Mit blondem, wild struppigem Haar, die Stirn bedenklich runzelnd, die Lippen unter der markanten Nase zum breiten Grinsen gezogen und mit lustigen Segelohren - so kämpft sich Florian Weber durch das öffentlich-rechtliche Vorabendprogramm, das sich durch Werbespots finanziert.

Hier müssen die Quoten stimmen, und Duellant Weber weist immerhin kontinuierlich 8,5 Prozent Marktanteil aus. Das klingt nicht viel, ist aber mehr als die vorigen Konzepte einbrachten. Deshalb wird seine Sendung nun ausgeweitet: Vom Duell wird von nun an jeweils eine Doppelfolge ausgestrahlt, 50 Minuten geballte Weberei im Ersten. Damit hat der junge Mann den Vorabend in der ARD fest im Griff.

Der Durchschnittszuschauer des Senders hat immerhin seinen 60. schon gefeiert, da kann ein bisschen Jugendlichkeit nur guttun. Jahrelang hatte die ARD lieber für viel Geld Leute aus dem Privatfernsehen abgeworben, statt eigene Talente in ihrem gutverzweigten Kanalsystem aufzubauen. Die Strategen hielten es also eher wie früher der FC Bayern München, bevor Meistertrainer Louis van Gaal die Jugendspieler förderte. Doch auch im Fernsehen ist das alte System ans Ende gekommen. Man muss schon selbst die richtigen Neuen finden, lautet die Devise. Einen wie Quizmaster Weber. "Die ARD ist gerade mit dem Aufbau von Florian Weber beschäftigt", erklärt dieser süffisant und zupft an seinem grünen Kapuzenpulli. Mal kommt sein Hamburger Slang durch, mal klingt er auch ein wenig badisch. Er sitzt im Münchner Café am Wiener Platz mit dem Rücken zum Geschehen, mittlerweile wird er in der Öffentlichkeit erkannt. "Der Zuspruch ist schön", erklärt er: " Das Duell ist das erfolgreichste Format auf diesem Sendeplatz seit sieben Jahren."

Webers Blick auf seinen eigenen Werdegang ist ironisch-distanziert ("Ich versuche die Life-Work-Balance hinzubekommen") oder nassforsch-selbstbewusst: "Ich kann auch sehr gut Sprüche raushauen." Er verkündet die Van-Gaal-Philosophie, dass die ARD "junge Gesichter schon konsequent aufbauen wird - und da bin ich derzeit der Jüngste." Das bedeutet, dass eine Zeitlang "jeden Tag Webertag" in der ARD sein werde: sonntags im NDR bei Wer hat's gesehen, am Montag Wer zeigt's wem im SWR, von Dienstag bis Freitag dann eben im Ersten Das Duell, schließlich noch die NDR- Top-Flops und immer wieder auch das ARD-Buffet.

Dieser Mann ist also eine Allzweckwaffe - fast so wie Jörg Pilawa, sein Mentor. Weber kokettiert über ihn ("Ich darf ja mittlerweile Jörg sagen"). Die von Pilawa gegründete Firma White Balance, mittlerweile bei MME, produziert die ganze Duellitis zwischen den Werbeblöcken. Show-Profi Pilawa selbst weilt derzeit in einer Kreativpause, bevor er dann beim ZDF anheuert. Doch die Spuren bleiben, das weiß auch Weber: "An Jörg Pilawa wird jeder gemessen werden, der im Ersten als Unterhaltungsmoderator unterwegs ist." Vor einem Vergleich muss Florian Weber nicht zurückschrecken. Er macht seine Sache schon recht gut.

Zwischen zwei Monitoren und Kandidaten quatscht sich der Nachwuchsmann von Frage zu Frage, durchaus flapsig. Er spricht ein bisschen wie Lena ("Verdammte Axt") und grinst mindestens so viel wie Pilawa. Nur mit dem Ruhighalten hat er es nicht so. Seine Arme fliegen durch die Luft, der Kopf ruckt nach links und nach rechts. Weber freut sich bisweilen mit seinen Kandidaten. "Jawoll!", ruft der Moderator, als hätte die Sissi neben ihm das Duell schon gewonnen. Er schnackt auch gern mal über seine Erfahrungen im Mount-Everest-Basis-Camp. Dann wird er streng: "Sissi, Sie kennen die Minister" mahnt er, und klärt zwischendurch den Fernsehzuschauer auf: "Es geht auch um 'ne Menge Schotter." Der Mann wirkt, als habe er gerade diesmal besonders gute Laune. Und bescheinigt seinen Gästen, "schnell und schlau" oder auch "aber so cool" zu sein.

Weber ist, kurz gefasst, der perfekte Schwiegermutterliebling - das dürfte auch ARD-Programmdirektor Volker Herres gefallen. Dennoch rückt der Vielfach-Moderator in der ARD nicht in die Primetime auf. Das würde er sich schon wünschen: "Auf längere Sicht ist es schön, die ein oder andere Show im Hauptabendprogramm zu bekommen." Sein Traum wäre eine Sendung wie einst Zak mit Friedrich Küppersbusch oder Live aus dem Schlachthof. Aber auch ein spätes Talkformat kann sich Weber vorstellen: "Eine Late-Night wie Harald Schmidt zu machen, das ist natürlich eine Königsdisziplin." Webers TV-Präsenz nimmt stetig zu. An die 300 Sendungen in den unterschiedlichen ARD-Anstalten macht er in diesem Jahr insgesamt. So eine Häufung sei auf Dauer nicht gut, befindet der Shootingstar streng - und scheint es momentan doch noch zu genießen.

Bereits während seines Politikstudiums in München hatte Weber seine ersten Moderatorenjobs. Er war in der ersten Generation des Studentensenders M 94.5 dabei, ("Ich bin morgens reingerannt und habe versucht, alle Sendungen zu machen, die es überhaupt nur zu machen gibt"), danach sammelte er Praktika bei der SZ, dem ZDF und dem Radiozulieferer BLR. "Es war ziemlich schnell klar, dass das mit dem Studium nebenher laufen muss", erklärt Weber, der seinen Lebenslauf selbst kaum noch wiedergeben kann. 1998 sei es dann "direkt flott los mit richtigen Jobs" gegangen - er moderierte beim Jugendradio des SWR Das Ding.

Von dort aus bewarb er sich ("Da hatte ich eine ziemliche Chuzpe" ) bei B5 aktuell als freier Mitarbeiter für die Redaktion und als freier Moderator - mit 21 Jahren. Er wurde tatsächlich beim Nachrichten-Kanal des Bayerischen Rundfunks genommen. Doch das reichte ihm nicht: "Nach einem halben Jahr wollte ich wieder eine neue Herausforderung." Er ging nach Hamburg zu N-joy, dem NDR-Jugendradio und moderierte schließlich von 2004 an drei Jahre lang beim ZDF das Tiermagazin Wombaz.

Auch Fernsehrollen in Serien hat er immer wieder übernommen, doch, merkt er selbstkritisch an: "Ich habe da nie viel gerissen, weil ich in Wirklichkeit nicht das größte Talent bin, was das Schauspielen anbelangt." Er muss es wissen, er ist schließlich in einem Schauspielerhaushalt aufgewachsen ("Ich bin ein Milieukind."). Sein Vater ist der Regisseur und Drehbuchautor Georg Weber, seine Stiefmutter die Schauspielerin Ulrike Kriener.

Jung-Weber selbst wollte eigentlich Reporter werden. Als 16-Jähriger hatte er das US-Kinodrama Salvador gesehen, in der ein Reporter, so erklärt es Weber "mal schnell eine heiße Story braucht und nach El Salvador düst". Die Folge: Der Teenager gründete danach sofort die Schülerzeitung Undercover.

Vom Beruf des Krisenberichterstatters ist er nun weit weg. Stattdessen unterhält er lieber die Senioren im ARD-Publikum. Anfangs lud er in seine Duell-Show auch Promis ein, doch das lenkte offenbar zu stark vom Moderator ab: "Die Gäste sind für die Pointen zuständig. Klar kann ich in die Stille hinein auch mal einen Spruch loslassen, aber im Grunde genommen geht es darum, die anderen leuchten zu lassen." Das gefiel ihm nicht so.

Seit die Promis weg sind, kann Florian Weber selbst leuchten - und Pointen setzen. Pointe für Pointe dem Hauptabend entgegen.

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