Süddeutsche Zeitung

Fernsehen:Helden in Orange

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Ein Müllmann namens Käptn Träsch: Uwe Ochsenknecht wehrt sich in einer ARD-Filmreihe gegen Roboter-Konkurrenz.

Von Kathrin Hollmer

Der Feind heißt PZT04-5000, hat blaue Display-Augen, zwei Greifarme und rollt auf vier Reifen über den Asphalt. Der Roboter, der in Zukunft der Berliner Müllabfuhr die Arbeit erleichtern soll, hebt viermal so schwere Mülltonnen wie seine menschlichen Kollegen, und, das schätzt deren Vorgesetzter besonders: "Krankmeldungen, Urlaubsanträge, blödes Gequatsche, alles Schnee von gestern."

In der neuen ARD-Reihe Die Drei von der Müllabfuhr spielen weder Polizisten noch Anwälte noch Ärzte die Hauptrolle, und das ist schon ihre große Stärke. Stattdessen stehen Müllmänner im Mittelpunkt: Werner, gespielt von Uwe Ochsenknecht, den alle Käpt'n nennen (Nachname: Träsch), Jörn Hentschel als studierter, gescheiterter Mathematiker Ralle und Daniel Rodic als bodybuildender Frauenschwarm Tarik. "Erfahrung, Gehirn, Muskelkraft", fasst die ambitionierte Roboterentwicklerin in Folge eins zusammen, bevor sie und ihr Prototyp die drei auf deren Schicht begleiten. Das Trio tauft den Roboter "The Dirty One - also Dörte".

"Das Ding muss entsorgt werden, sonst werden wir entsorgt", sagt Träsch. Natürlich schützen sie am Ende ihren Beruf vor der Vollautomatisierung. Und wie sich das für Freitagabend gehört, beseitigen Träsch und seine Kollegen nicht nur Papier und Plastik, sondern nebenbei auch allerlei Probleme im Kiez. Zuletzt gab der Titelheld von Toni, männlich, Hebamme, auf dem Sendeplatz den unkonventionellen Lebensretter. Träsch unterbricht seine Tour, um für einen Kollegen im Ruhestand die Wochenration Tabletten vorzusortieren. Der Imbissbetreiberin Gabi (Nachname: Hertz), die ihnen in der Pause Mettbrötchen und Würstchen serviert und deren Geschäft durch eine Dauerbaustelle in Gefahr ist, stehen sie auch bei. In Folge zwei retten sie ein Findelkind und dessen überforderte Teenie-Mutter. Neben Dörte macht ihnen vor allem der Chef (Nachname: Dorn) den Alltag schwer.

Edzard Onneken, der die erste Folge inszeniert hat, führte auch in Folgen der Serie Türkisch für Anfänger Regie, Bettina Schoeller Bouju, Regisseurin der zweiten Folge, erhielt den Auftrag im vergangenen Jahr beim Regisseurinnen-Speeddating der Degeto. Die Reihe (Buch: Christian Krüger, Barry Thomson, Sebastian Bleyl) bringt Farbe ins Programm, nimmt ihre Figuren ernst, das ist durchaus sympathisch. Leider hört hier der Mut auf, an vielen Stellen fühlt man sich unterfordert, nichts ist subtil. Träschs zurückhaltende Flirts mit Gabi zum Beispiel. Drei Jahre nach dem Tod seiner Frau bewahrt er ihre Urne immer noch in der Wohnung auf, er erzählt ihr von seinem Tag, wenn er von der Schicht nach Hause kommt. Morgens stellt er sie ans Fenster, damit sie Sonne hat. Und dann muss sein ehemaliger Kollege das Ganze auch noch überdeutlich mit einem Poesiealbum-Spruch kommentieren: "Ein Herz kann mehrmals lieben." Die Touren der drei sind unterlegt mit Popmusik, was streckenweise wirkt wie ein Imagefilm. Den Berliner Stadtreinigungsbetrieben dürfte das gefallen.

Die Drei von der Müllabfuhr , ARD, am 29. 3. und am 5. 4. jeweils um 20.15 Uhr.

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SZ vom 29.03.2019
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