Süddeutsche Zeitung

"Die Pool Champions" bei RTL:Fummeln am Beckenrand

Lesezeit: 2 min

Zehn semiberühmte Menschen üben sich in "Pool Champions" bei RTL in verschiedenen Wassersportarten. Was seichte, aber kurzweilige Unterhaltung verspricht, macht spätestens ein distanz- und anstandsloser Moderator zunichte.

Eine TV-Kritik von Matthias Kohlmaier

Für die gesammelte B-Prominenz des Landes wird das ein wunderbarer, weil einträglicher Sommer. Pro Sieben braucht Personal für seine Reality Queens am Kilimandscharo, RTL treibt diverse semibekannte Wild Girls - Auf High-Heels durch Afrika und Sat 1 lässt sich tatsächlich zu einer Promivariante von Big Brother hinreißen. Toll, wenn ein Privatsender solche Konzepte aufwärmt, äh, erarbeitet.

Den Anfang im B-Promi-Beschäftigungssommer aber machte am Freitagabend RTL mit seiner vierteiligen Show Die Pool Champions - Promis unter Wasser. Dass mit "Promis" RTL-Karteileichen à la Carsten Spengemann (ja, den gibt's noch), Ex-Bachelor Jan Kralitschka oder Ex-Bachelor-Nackedei Melanie Müller gemeint sind, ist Programm. Moderiert wurde das Ganze von Nazan Eckes und Marco Schreyl, beides Moderatoren nach Art des RTL-Hauses und DSDS-gestählt.

Das Prinzip der Sendung: Die Teilnehmer demonstrieren ihr Können im Synchronschwimmen oder Wasserspringen. Die vierköpfige Jury (drei ehemalige Profisportler und, weil derartige Jurys nur mit mindestens einer tief dekolletierten Dame komplett sind, Verona Pooth) vergibt danach ein paar warme Worte und Noten, letztere werden später mit dem Abstimmungsergebnis der Zuschauer vermengt. Die vier Letztplatzierten kaspern am Ende in einem 50-Meter-Wettschwimmen aus, welche zwei nächsten Freitag nicht mehr mitmachen müssen.

Ohne solariumgebräunten Soziopath

Aber Achtung, jetzt kommt der Hammer: So dämlich, wie die bisherigen drei Absätze Sie, lieber Leser, womöglich glauben gemacht haben, war das Format über weite Strecken gar nicht. Jeder der insgesamt zehn Hobbyathleten durfte das Eingeübte vorführen, in der Jury saß angenehmerweise kein solariumgebräunter Soziopath und das Live-Publikum goutierte die ansehnlichen Leistungen der Spengemanns und Kralitschkas.

Kurzum: Das hätte ein netter Abend mit babybeckenseichter aber kurzweiliger Unterhaltung sein können, wären da nicht zwei Dinge anzumerken. Eine Show, die den TV-Zuschauer via Telefon-Voting einbinden möchte, wird leider sehr schnell sehr zäh. Kluges Timing und ein gutes Moderatorenduo können solche Längen überspielen - leider aber war beides bei den Pool Champions nicht zugegen.

Viel schlimmer als die kleinen handwerklichen Fehler bei der Umsetzung aber war er: Marco Schreyl. Die Anmoderation "Da bleibt kein Auge trocken" wäre ja noch verzeihlich gewesen. Womöglich auch sein "Boaahh" und "Es ist noch alles da, alles an seinem Platz" in Richtung der Brüste von Sängerin Antonia aus Tirol. Die Grenze jeglichen Anstands überschritten aber hatte der Moderator, als er der stark tätowierten Teilnehmerin Lina van de Mars am Dekolleté herumrubbelte mit der Frage: "Ist das wirklich alles echt?" Von dieser Stelle vielen Dank für ihre schlagfertige wie leicht angewiderte Antwort: "Das machen die Rentner auf der Straße bei mir auch immer!"

Ob Frau van de Mars beim abschließenden 50-Meter-Rennen taktiert hat, um mit absoluter Sicherheit nächste Woche nicht wieder von Schreyl befummelt zu werden, wird ein Geheimnis bleiben. Klar ist, dass sie sowie Bachelor-Melanie ausgeschieden sind. Klar ist - aus RTL-Perspektive leider - auch, dass eine wenig innovative Show wie Die Pool Champions im Qualitätsvergleich mit dem zeitgleich ausgestrahlten flotten Tanz-Casting Got to Dance auf Sat 1 absaufen muss.

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