Süddeutsche Zeitung

Deutsche Welle:Mensch, Mind!

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Der deutsche Auslandssender gibt sich einen englischen Slogan. Das zeigt, wen der Sender jetzt erreichen will. Für den Kurswechsel braucht es aber mehr als Worte. Was genau, wollten die Grünen von der Bundesregierung wissen.

Von Claudia Tieschky

Wenn ein Sender ein neues Ziel ausruft, muss eine steile Ansage her. "Wir sind eins", lautet etwa ausgerechnet der Wahlspruch der oft gar nicht einigen ARD. Die Deutsche Welle, in der Intendant Peter Limbourg kräftig umbaut, hat sich nun auch einen Slogan ausgedacht. Der deutsche Auslandssender behauptet auf englisch, er sei "Made for Minds". Das adele "gleichermaßen die Zielgruppe und die Angebote der DW", findet Limbourg.

Adel oder nicht Adel, auf jeden Fall drückt es aus, wohin sich die DW orientiert: auf "internationale Entscheider und Teilnehmer an der politischen Meinungsbildung", für die man das englischsprachige Angebot ausbaut, unter anderem mit einem Fernsehprogramm "DW News", das am 22. Juni starten soll und die Welle 7,7 Millionen Euro mehr pro Jahr kostet.

Dass die Neuausrichtung einen "strukturellen Umbau finanzieller wie personeller Art" erfordert, geht aktuell aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hervor. Das bedeute "neben Ausbau des Personals in strategisch zu stärkenden Bereichen" auch Personalabbau. Kündigungen sollen möglichst vermieden werden. Aus der Anfrage erfährt man auch, dass die DW plant, ihre TV-Werbeslots besser auszulasten. Internationale Entscheider - oder in DW-Deutsch: "Minds" - sind da sicher eine vorzeigbare Zielgruppe.

DW-Chef Limbourg hatte im vorigen Jahr mit weniger Sprachenvielfalt in der DW gedroht, falls der Jahresetat (derzeit 272 Millionen) nicht erhöht wird und damit seinen Sender in Aufruhr versetzt. Nach der Zusage von zusätzlichen zwölf Millionen Euro vom Bundesfinanzministerium und zwei weiteren von der Kulturstaatsministerin für 2016 geht die Bundesregierung nun davon aus, "dass die 30 Sprachen der Deutschen Welle" erhalten bleiben.

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SZ vom 24.04.2015
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