Süddeutsche Zeitung

Assam:Armes Nashorn

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Indien empört sich über eine Dokumentation der BBC. Ein Reporter hatte über einen Nationalpark berichtet, in dem mehr Wilderer als Nashörner erschossen würden. Es ist nicht das erste Mal, dass das Land dünnhäutig auf Kritik reagiert.

Von Arne Perras

Vom Schicksal der indischen Panzernashörner erfuhr die Welt zuletzt, als Kate und William in Assam auf Safari gingen. Der Prinz und seine Frau begeisterten sich für die reiche Natur im Kaziranga-Nationalpark, und die beiden wollten damit sicher auch ein Zeichen für den Artenschutz setzen. Die Wilderer der Gegend beeindruckte das nicht, nur wenige Stunden nach der Abreise der Royals im April 2016 wurde bekannt, dass eine Bande erneut eines der seltenen Rhinozerosse getötet hatte, um an das begehrte Horn zu kommen.

Zehn Monate danach machen wieder Briten in Kaziranga Schlagzeilen. Es geht um ein Filmteam der BBC, das eine Dokumentation über den Park gedreht hat, sie war Mitte Februar erstmals auf Sendung. Im indischen Umweltministerium kocht der Ärger hoch, weil der Film Our World: Killing for Conservation angeblich die Naturschutzarbeit des indischen Staates schlechtmache. Die Recherchen des BBC-Korrespondenten Justin Rowlatt ergaben unter anderem, dass 2015 mehr Wilderer als Nashörner erschossen wurden. Angeblich geht das auf einen rigorosen Schießbefehl zurück. Bei BBC Online warf Rowlatt die Frage auf, ob der Krieg gegen die Wilderer zu weit gegangen sei. Die Überschrift lautet: "Kaziranga: Der Park, der Menschen erschießt, um Rhinos zu schützen". Im weiteren Sinne beschäftigt sich die Recherche mit den Konflikten zwischen Tieren und Menschen rund um den Park.

Die Zeitung The Hindu berichtete am Dienstag, das Umweltministerium dränge das Außenamt, die Visa für die BBC-Crew zu widerrufen, das Team solle für "nicht weniger als die nächsten fünf Jahre an einer Einreise nach Indien gehindert werden". Zudem ist die Rede vom Memorandum eines hochrangigen Mitglieds der Forstbehörde, das angeblich die Parks anweist, der BBC das Filmen in allen Schutzgebieten fünf Jahre lang zu untersagen. Die Behörde beklagt in dem zitierten Dokument, dass sie vom Sender über den Inhalt der Dokumentation getäuscht worden seien und dass ihre Naturschutzarbeit in einem "schlechten Licht" erscheine. Von der BBC lag zunächst keine Reaktion vor, Filmer Rowlatt war nicht erreichbar. Indien reagierte in der Vergangenheit wiederholt dünnhäutig auf kritische Berichte ausländischer Medien, gerade wenn es darin um Umweltthemen geht.

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SZ vom 01.03.2017
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