Süddeutsche Zeitung

ARD:Ungebrochen

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Eigenlob und Tadel: Die ARD-Intendanten kritisieren bei ihrer Tagung in Leipzig das neue WDR-Gesetz. Die Ertragsausfälle müssen nach Meinung der Senderchefs vollständig kompensiert werden.

Von David Denk

Bevor noch jemand auf eine andere Idee kommen konnte, setzte die neue ARD-Vorsitzende, MDR-Intendantin Karola Wille, den Ton: "Sie sehen uns hier entspannt sitzen nach zwei intensiven Tagen", sagte Wille am Dienstag in Leipzig nach der ersten Tagung der ARD-Intendanten 2016, die offenbar eine Mischung aus Jahresrückblick und Motivationsseminar war.

Rückenwind gaben den Intendanten die Zahlen. "Die starke Position der ARD ist ungebrochen", sagte Programmdirektor Volker Herres angesichts eines Marktanteils der größten deutschen Senderfamilie von 25 Prozent. Auch der TV-Konsum sei stabil: "Es ist also mitnichten so, dass lineares Fernsehen allmählich den Bach runtergeht", so Herres. Diese Pressekonferenz war auch ein Duell der Perspektiven. Florian Hager, verantwortlich fürs Online-Jugendangebot von ARD und ZDF, das im Oktober starten soll, erklärte später: "Wir finden in der Lebenswirklichkeit dieser Zielgruppe nicht mehr statt." Zunächst 20 vor allem über Facebook und Youtube verbreitete Formate sollen das ändern. An die überragende Quote des deutschen EM-Siegs im Handball will man anknüpfen, indem man eine Ausstrahlung der WM 2017 im Free-TV erzwingt. Beim Thema Flüchtlingskrise sollen verstärkt Hintergründe beleuchtet werden. Auch Zulieferungen zum Flüchtlingsangebot der Deutschen Welle, DW Arabia, haben die Intendanten beschlossen - für Wille eine "zielführende Zusammenarbeit im öffentlich-rechtlichen System in dieser schwierigen Phase".

Besorgt reagierte die ARD-Vorsitzende auf die im neuen WDR-Gesetz festgeschriebenen Werbebeschränkungen im Hörfunk. In einer eigenen Pressemitteilung befürchtete der BR am Nachmittag Einbußen in zweistelliger Millionenhöhe. "Die Ertragsausfälle müssen vollständig kompensiert werden", forderte Wille. Dies habe man der Gebührenkommission KEF angezeigt und erwarte eine Berücksichtigung im Rahmen des 20. Berichts. Anders als erwartet lag dessen Entwurf den Intendanten bei ihrer Tagung noch nicht vor und konnte daher nicht diskutiert werden. Dabei drängt die Zeit: Der Anhörungstermin bei der KEF ist am 24. Februar.

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Quelle:
SZ vom 03.02.2016
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