Süddeutsche Zeitung

Wirkung von Kaffee:Freispruch für die Bohne

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Viele Menschen spüren ihr Herz stärker schlagen, wenn sie Kaffee trinken - trotzdem senkt das Getränk offenbar die Gefahr von Herzrhythmusstörungen.

Werner Bartens

Kaffee gilt als ziemlich aufregend für das Herz. Es erhöht die Pulsfrequenz und den Blutdruck. Viele Menschen erleben nach dem Kaffeegenuss sogenannte Palpitationen - sie spüren ihr Herz stärker schlagen. Trotzdem könnte sich das koffeinhaltige Getränk auch positiv auf das Herz auswirken.

Einer Untersuchung von Kardiologen aus dem kalifornischen Oakland zufolge müssen Menschen, die täglich mehrere Tassen Kaffee trinken, seltener wegen Rhythmusstörungen im Krankenhaus behandelt werden. Die überraschenden Ergebnisse werden derzeit auf der Konferenz der American Heart Association in San Francisco vorgestellt - der größten Kardiologen-Tagung weltweit.

Das Team um den Kardiologen Arthur Klatsky hatte mehr als 130000 Erwachsene, die meisten davon jünger als 50 Jahre, über einen Zeitraum von zehn Jahren untersucht. Mehr als 3300 Probanden mussten während der Studie wegen Rhythmusstörungen ins Krankenhaus. Zumeist litten sie an Vorhofflimmern.

Die Analyse ergab, dass Teilnehmer, die vier oder mehr Tassen Kaffee täglich tranken, ein um 18 Prozent vermindertes Risiko aufwiesen, wegen Rhythmusstörungen behandelt zu werden. Bei jenen Probanden, die täglich eine bis drei Tassen tranken, war das Risiko immerhin noch um sieben Prozent geringer.

"Eine Kausalität ist damit aber nicht bewiesen und den möglichen schützenden Mechanismus kennen wir auch nicht", sagt Klatsky, um voreiligen Schlüssen zuvorzukommen. "Aber wer regelmäßig ein paar Tassen Kaffee trinkt, kann wohl beruhigt sein, dass er dadurch keine Rhythmusstörung auslöst."

Diese Gefahr steigt erst bei exzessivem Kaffee-Konsum. Die amerikanischen Forscher spekulieren nun, ob Koffein das Adenosin hemmt. Diese körpereigene Substanz steht im Verdacht, die elektrischen Impulse der Erregungsleitung zu beeinflussen und auf diese Weise Rhythmusstörungen wahrscheinlicher zu machen.

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Quelle:
SZ vom 03.03.2010
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