Süddeutsche Zeitung

Tierschutz:Hörner aus dem Labor

Nashörner sind vom Aussterben bedroht, weil ihre Hörner viel Geld bringen. Eine Firma will die Tiere jetzt mit einer besonderen Idee vor Wilderern schützen.

Von Kathleen Hildebrand

Kaum ein Tier sieht so unbesiegbar aus wie das Nashorn. Es hat nur einen einzigen, dafür aber starken Feind: den Menschen. Obwohl das verboten ist, wird es gejagt. Denn seine Hörner sind in vielen Ländern sehr begehrt, zum Beispiel für Schnitzereien. Ein einziges Nashorn-Horn kann mehrere Hunderttausend Euro kosten. In China und Vietnam werden die Hörner zermahlen und als Medizin verkauft, obwohl Wissenschaftler längst bewiesen haben, dass dieses Pulver völlig wirkungslos ist.

Um die Tiere vor dem Aussterben zu schützen, wollen zwei amerikanische Biologen jetzt künstliche Hörner herstellen. Matthew Markus und George Bonaci arbeiten mit ihrer Firma Pembient an Nashorn-Hornpulver aus dem Labor. Es soll genauso zusammengesetzt sein wie echtes Horn. Als Nächstes wollen die Forscher mit einem 3-D-Drucker richtige Hörner daraus formen - und sie so billig verkaufen, dass niemand mehr die teuren echten haben will. Dann könnten die Wilderer in Afrika und Asien kein Geld mehr mit dem Töten von Nashörnern verdienen. In den vergangenen Jahren sind ihnen so viele Nashörner zum Opfer gefallen wie noch nie. 2014 waren es allein in Südafrika mehr als 1200 Tiere. Einige Nashornarten sind bereits ausgestorben.

Es gibt jedoch Tierschützer, die von der neuen Idee nicht begeistert sind. Sie befürchten, dass der Verkauf von "falschem" Horn dazu führen könnte, dass "echtes" vielen Leuten noch wertvoller erscheint. Matthew Markus hofft, dass das nicht stimmt: Laut einer Umfrage in Vietnam würden 45 Prozent der Hornkäufer künstlichen Ersatz kaufen, sobald es ihn gibt.

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Quelle:
SZ vom 31.10.2015
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