Süddeutsche Zeitung

Thema der Woche:Aus allen Poren

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Bereit für das wahrscheinlich letzte Sommerwochenende dieses Jahr? Über hechelnde Hunde, ohrenschlackernde Elefanten und andere körpereigene Klimaanlagen. 2020 wurde ein neuer Welt-Hitzerekord aufgestellt. Eine Seite über eine ganz besondere Flüssigkeit: Schweiß

Von Nina Himmer

54,4 Grad. Das ist seit ein paar Wochen der neue Rekord. Gemessen in Death Valley in den USA. Was für eine Hitze! Schweißtreibend! Könnten Menschen nicht schwitzen, müssten sie wie Hunde hecheln. Oder wie Elefanten mit den Ohren wedeln, sich wie Schweine im Schlamm wälzen oder wie Flughunde besabbern. Im Tierreich ist Schwitzen nämlich die Ausnahme - wer sich abkühlen will, muss sich was einfallen lassen.

Menschen haben es einfacher, denn sie haben eine eingebaute Klimaanlage: Bei Hitze funkt das Gehirn "Schleusen auf!" an die Schweißdrüsen. Bis zu vier Millionen sitzen in unserer Haut - die meisten nicht etwa in den Achselhöhlen, sondern in den Fußsohlen. Über die Schweißdrüsen gibt der Körper dann Wasser ab, das auf der Haut verdunstet und so eine kühlende Wirkung hat. Das funktioniert übrigens auch, wenn man eine feuchte Kappe trägt oder die Limoflasche in eine nasse Socke steckt. Die Verdunstungskälte hält Kopf und Getränk kühl.

Schweiß besteht zu 99 Prozent aus Wasser, dazu kommen winzige Mengen anderer Stoffe, zum Beispiel Fettsäuren, Mineralien, Milchsäure oder Harnstoff. Sie sorgen dafür, dass Schweiß salzig schmeckt. Doch wenn Schweiß vor allem aus Wasser besteht, wieso fühlt man sich dann nach dem Fußballtraining oder nach einer Stunde in der prallen Sonne nicht wie frisch geduscht?

Dass Schweiß manchmal müffelt, liegt nicht am Schweiß - der ist frisch nämlich völlig geruchlos. Schuld sind die Bakterien auf unserer Haut. Sie zersetzen die Stoffe, die Schweiß neben Wasser enthält. Dabei entsteht Buttersäure, die fies stinkt. Das gilt allerdings nur für Erwachsene. Kinderschweiß müffelt eigentlich nie. Der Grund: Erst von der Pubertät an laufen die Schweißdrüsen auf Hochtouren und die Zusammensetzung des Schweißes ändert sich so, dass er zum perfekten Bakterienfutter wird. Dagegen helfen dann nur noch echte Duschen.

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Quelle:
SZ vom 12.09.2020
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