Süddeutsche Zeitung

Studie: Jugendliche und Sexualität:Nackte Tatsachen von Dr. Sommer

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Die deutsche Jugend ist schlecht aufgeklärt, fühlt sich zu dick und schaut auch mal Pornos - die Dr.-Sommer-Studie 2009 ist da.

Johann Osel

"Wird man vom Küssen schwanger?", "Sind zwei Kondome übereinander sicherer?" oder "Kann ich schwanger werden, wenn ich beim Sex oben liege?" - solche Fragen sind es, die dem Dr.-Sommer-Team der Jugendzeitschrift Bravo schon gestellt wurden. Vermuten ließ sich da schon immer: Deutschlands Jugend ist zwar sexuell aktiver als je zuvor, doch im Gegenzug umso schlechter aufgeklärt. Diese Erkenntnis liegt nun schwarz auf weiß vor, am Montag ist die "Dr.-Sommer-Studie 2009" vorgestellt worden. Vor drei Jahren gab es diese repräsentative Befragung von Jugendlichen zum ersten Mal. Sie wertet die Antworten von mehr als 1200 Mädchen und Jungen zwischen elf und 17 Jahren im gesamten Bundesgebiet aus.

Das Ergebnis der aktuellen Studie: 28 Prozent der befragten Jugendlichen sagten, sie haben schon einmal Sex ohne Verhütung praktiziert. Vor drei Jahren waren es nur halb so viele. Die meisten Jugendlichen haben ihr erstes Mal zwischen 16 und 17 Jahren.

"In Sachen Verhütung gibt es noch viele Irrtümer und Wissenslücken", sagt Marthe Kniep. Sie muss es wissen: Die Diplom-Pädagogin ist die Chefin des Dr.-Sommer-Teams und tagtäglich mit den Sorgen und Nöten von Jugendlichen rund um das Thema Geschlechtsverkehr und Liebe konfrontiert. 25 Prozent aller Mädchen, die bereits sexuelle Beziehungen hatten, haben Erfahrung mit Schwangerschaftstests, zehn Prozent mit der "Pille danach". Die Gründe: falsche Verhütung oder Sexpannen.

Schönheitsideale im Fernsehen

Ein besorgniserregendes Resultat der Studie ist auch, dass junge Mädchen immer häufiger unzufrieden mit ihrem Körper sind. Fast ein Drittel gab an, gerne schlanker sein zu wollen und durch Essen ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Und das, obwohl der überwiegende Teil kein Übergewicht hat, wie aus den gleichzeitig erhobenen Daten zu Körpergröße und Gewicht herauszulesen ist.

Kummertante Kniep sagt, dieser Trend bereite ihrem Team "Bauchschmerzen". Sind daran Fernsehsendungen wie "Germanys Next Topmodel" schuld, in denen nur ein hundertprozentiges Schönheitsideal Erfolg verspricht? So deutlich möchte Marthe Kniep das nicht sagen, übt aber durchaus Kritik an falschen Vorbildern und rät: "Man sollte öfter mal Komplimente machen und keine leichtfertigen Kommentare zur Figur abgeben."

Wohler scheinen sich da die deutschen Jungen in ihrer Haut zu fühlen: 69 Prozent sind mit ihrem Körper zufrieden, allerdings haben auch zehn Prozent aller Jungen schon einmal eine Diät gemacht.

Die Studie beschäftigte sich darüber hinaus mit moralischen Aspekten von Sexualität und Partnerschaft. Treue in der Beziehung steht demnach bei den Jugendlichen hoch im Kurs. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit seien solche Werte für die Jugendlichen noch bedeutender, sagt Kniep. Fremdgehen in einer Beziehung duldet Deutschlands Nachwuchs in der Regel nicht. Allerdings haben sich stolze 63 Prozent der Jugendlichen schon einmal Pornofilme angesehen. Jedoch nur ein sehr geringer Prozentsatz gab an, solche Filme regelmäßig zu schauen.

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