Süddeutsche Zeitung

Stilkritik: Karl-Theodor zu Guttenberg:Hardrock mit Guttenberg

Der Wirtschaftsminister und die Rockband AC/DC haben viel gemeinsam: Inhalte sind völlig wurscht, solange die Show stimmt und die Halle ordentlich gerockt wird.

Franz Kotteder

Die Hardrockband AC/DC tourt ungefähr schon so lange um die Welt, wie es das Adelsgeschlecht derer zu Guttenberg gibt, und das wurde 1158 erstmals urkundlich erwähnt. Die Stadionkonzerte von AC/DC sind im Nu ausverkauft, und in der ersten Reihe stehen Angestellte im Business-Anzug neben Motorradrockern in Lederkluft. Eine derartige Beliebtheit über alle gesellschaftlichen Schichten hinweg kann nicht verkehrt sein für einen Politiker mit Ambitionen, wie Karl-Theodor zu Guttenberg einer ist.

In den Texten von AC/DC geht es um Alkohol-Abusus und häufig wechselnden Geschlechtsverkehr. Das passt nur bedingt zum Amt des Bundeswirtschaftsministers.

Andererseits sind auch bei AC/DC die Inhalte völlig wurscht, solange die Show stimmt und die Halle ordentlich gerockt wird. Insofern war Guttenberg beim Wahlkampf in Gillamoos gut beraten, sich nach seiner Rede ein Fan-T-Shirt überzustreifen. Die Schwiegermütter waren gewonnen, nun ging's um den Rest des Bierzelts mit der Botschaft: "Ich sehe nur so harmlos aus, eigentlich bin ich auch ein ganz ein Wilder!"

Dennoch kommt man nicht umhin, Negatives anzumerken: Beide Hemdkragen unter dem T-Shirt - das wirkt etwas verklemmt. Schlimmer noch: Das T-Shirt ist gar nicht original, sondern von einer Band, die AC/DC-Songs nur nachspielt. Mit billigen Kopien, das weiß man aus der Modewelt, ist aber ganz gewiss kein Staat zu machen.

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SZ vom 09.09.2009/dpa/aro
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