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Stilkritik: Die Sommerhose:Der Weißheit letzter Schluss

So tollkühn er im Tor war, so mutig ist Oliver Kahn in Sachen Mode: Souverän trägt er sein weißes Beinkleid zur Schau, obwohl Selbiges um das Ex-Sportler-Bäuchlein spannt - und so eine helle Hose ja auch gelegentlich mal den Blick freigibt auf das Darunter. Unerschütterlich, der Titan!

Christian Mayer

Es ist doch jeden Sommer das Gleiche, man steht als Mann im Herrengeschäft und sucht eine luftige, irgendwie kühne Hose; man will ja gerüstet sein für Grillfeste und Gartenpartys.

Dann zieht man die weiße Hose aus dem Regal, das wär' doch mal die richtige Aufmachung!

Dummerweise scheint stets die Unterhose durch den dünnen Stoff, dann wird einem die der weißen Hose innewohnende Peinlichkeit männlicher Modeabenteuer sofort wieder bewusst.

Nichts wie weg, raus aus der Kabine, dann lieber schwitzen.

Es gibt jedoch Männer mit weniger Hemmungen - Oliver Kahn, zum Beispiel. Er trägt neuerdings ein mutiges weißes Knitter-Objekt mit XXL-Taschen, in dem locker ein dicker Geldbeutel, ein Smartphone und alle Schlüssel für die Zweit- und Drittwohnung Platz haben.

So eine dicke weiße Hose möchte man natürlich auch gern mal haben!

Um die Hüften ist der Torhüter-Titan etwas fülliger geworden, das ist der Lauf der Welt bei früheren Spitzensportlern. Olli hat jetzt ungefähr die gleiche Figur wie Boris Becker, ein echtes Mannsbild eben. Frauen finden diesen Typus immens attraktiv, weil er so eine Sinnlichkeit und einen großen Appetit aufs Leben ausstrahlt.

Vielleicht ist es doch Zeit, eine weiße Hose zu kaufen, selbst wenn sie zerbeult ist.

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Quelle:
SZ vom 28.06.2011
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