Süddeutsche Zeitung

Stilkritik: Barack Obama:Der moderne Kriegsherr

Jedem US-Präsidenten sein Kriegsherren-Outfit: Während sich George W. Bush gerne als Kampfflieger gab, wählt Barack Obama die Bomberjacke - und sieht darin aus wie ein Katalogmodell.

C. Mayer

In westlichen Staaten ist es ein wenig aus der Mode gekommen, dass Politiker ihre Zuneigung zum Militär durch die Wahl ihrer Kleider unter Beweis stellen. Zur Freude der Soldaten hat immerhin Karl-Theodor zu Guttenberg schon einmal seinen Designeranzug mit einer nicht ganz so windschnittigen Bundeswehr-Feldjacke getauscht, was in Berliner Fashionkreisen mit einem leichten Grusel zur Kenntnis genommen wurde.

Wie gut, dass Barack Obama die Statur für alle möglichen modischen Abenteuer hat. Bei seinem Truppenbesuch im afghanischen Bagram trug der Oberkommandierende eine Fliegerjacke der Air Force One - offenbar eine Neuanschaffung, denn das braune Leder glänzt makellos und faltenfrei.

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Obama wirkt in dieser Montur wie ein Katalogmodell. Amerikanische Kommentatoren sind nun ganz aus dem Häuschen: Hat nicht schon der alte Dwight D. Eisenhower die gleiche Jacke getragen? Wird aus dem Zivilisten Obama nun ein harter Krieger? Kehrt der Military Look massiv zurück?

Zumindest bei den 2500 US-Soldaten in Bagram kam der Auftritt des Präsidenten gut an, die Werbestrategen im Weißen Haus können zufrieden sein. Die Wahl der Bomberjacke mit dem eingestickten Namenszug des Präsidenten ist auch insofern geschickt, weil sie ein Bekenntnis ist, aber nicht pompös wirkt - George W. Bush verkleidete sich bei solchen Gelegenheiten ja gerne als Tom-Cruise-Nachfolger im vollen Kampfflieger-Ornat.

So ein Draufgänger ist Obama nicht; der moderne Kriegsherr trägt die Militärjacke ganz lässig und entspannt. Zu kaufen gibt es den Klassiker der Airforce übrigens auch, etwa im Internet. Mit 500 Dollar ist man dabei.

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Quelle:
SZ vom 30.03.2010/bre
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