Süddeutsche Zeitung

Medizin:Wunder Wunde

Lesezeit: 2 min

Aufgeschürft, reingeschnitten, drangerempelt: Was macht der Körper, wenn er sich verletzt und es blutet?

Von Nina Himmer

Wieso tun Papierschnitte so weh?

Biobuch, Kekstüte, Schilfblatt: Diese Schnitte sind zwar winzig, tun aber furchtbar weh. Das liegt daran, dass in den Fingern besonders viele Nerven verlaufen - schließlich brauchen wir sie zum Fühlen, Tasten und Daddeln. Weil die Hände so wichtig für uns sind, schaltet das Gehirn bei Verletzungen in diesem Bereich sofort in den Alarmmodus. Außerdem hinterlässt ein Papierschnitt im Gegensatz etwa zu einem Messer keinen glatten Schnitt. Die Verletzung ähnelt eher jener einer Mini-Säge, die das Gewebe fies ausfranst. Was hilft? Auswaschen, Pflaster drauf.

Brennen Schürfwunden wirklich?

Vor allem in den ersten Minuten sind Schürfwunden superschmerzhaft. Sie brennen so sehr, dass man sie - wenn es einen in der Sporthalle hinlegt - auch als Mattenbrand bezeichnet. Der Schmerz kommt von den Nerven in der Haut, die dabei verletzt werden. Trotzdem sind Schürfwunden halb so schlimm: Am besten lässt man sie ein wenig bluten und spült dann mit kühlem Wasser nach, das entfernt Schmutz. Kleine Steine oder Staubkörner können nämlich schwarze Punkte hinterlassen, die lange bleiben. Mediziner nennen das Wundtätowierung.

Darf man Kruste abknubbeln?

Wenn Blut fließt, reagiert der Körper sofort: Er verschließt die Wunden mit einem Pfropfen aus Wundschorf. Diese Kruste ist wie ein körpereigenes Pflaster und schützt das verletzte Gewebe vor Schmutz und Keimen. Schorf besteht aus klebrigen Eiweißfäden sowie abgestorbenen Blut- und Hautzellen. Rote Blutkörperchen sorgen für die bräunliche Farbe. Auch wenn es verlockend ist: Finger weg! Auf diese Art entstehen Narben, Keime können eintreten und der Körper muss mit dem Heilen von vorne anfangen. Schorf fällt von alleine ab, wenn die Wunde ausgeheilt ist.

Warum jucken Wunden?

Eine Wunde ist für den Körper wie eine Baustelle. Er schickt reichlich Reparaturzellen dorthin, um die verletzten Nerven, Blutgefäße und Fasern so schnell wie möglich zu heilen. Bei der Arbeit auf der Baustelle tauschen die Zellen wie wild Botenstoffe aus, die die Wunde reizen können. Das juckt. Heilende Nervenenden und starrer Schorf übrigens auch. Aber: All das ist ein Zeichen, dass die Wunde heilt. Deshalb: lieber kühlen als kratzen!

Mit oder ohne Pflaster?

Keine Frage: Pflaster helfen dem Kopf, vor allem, wenn Superhelden oder Tiere drauf sind. Ob Wunden darunter besser heilen, ist umstritten. Die meisten Ärztinnen und Ärzte sagen, dass vor allem kleine und oberflächliche Kratzer gut an der Luft heilen. Größere und tiefere Wunden hingegen deckt man besser ab. Das hält Schmutz und Keime ab und lässt Wunden schöner abheilen.

Warum heißt es blaue Flecken?

Wenn wir uns anstoßen und eine Wunde nicht nach außen, sondern nach innen blutet, entsteht ein blauer Fleck. Farbfleck würde aber besser passen. Denn meist sind sie erst rot, dann blau, lila, bräunlich, grün, violett, gelb... bis sie irgendwann verschwinden. Zunächst färbt sie der Blutfarbstoff Hämoglobin rot, danach bauen ihn andere Stoffe ab.

Was ist der beste Pflastertrick?

Der Schmetterlingsschnitt ist ideal bei Fingerkuppenwunden. Bei einem großen Stück Pflaster schneidet man an der langen Seite in der Mitte zwei gleich große Dreiecke heraus. Übrig bleibt ein schmaler Körper mit zwei großen Flügeln - diesen Schmetterling über die Kuppe stülpen, Flügel umklappen, fertig.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5588590
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 21.05.2022
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.