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Karneval:Blut oder Marmelade?

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Auf jeden Fall kann beides nach Erdbeere schmecken. Sieben Fakten über Kunstblut: Wie man es herstellt, warum es eine Zeit lang auch brauner Schokosirup getan hat und wer am meisten verbraucht.

Text von Nina Himmer, Foto von Sabine Timm

Was ist drin?

Die Hauptzutat ist meistens Wasser, manchmal auch Zuckersirup. Dazu kommen Lebensmittelfarbe für ein sattes Rot, glibberiges Verdickungsmittel für mehr Zähigkeit und Glycerin gegen zu schnelles Trocknen. Ein paar Tropfen Aroma verleihen dem Kunstblut Geschmack - etwa nach Erdbeere, Zitrone, Himbeere oder Pfefferminz.

Blutgruppe Ketchup?

Menschen haben vier Blutgruppen: A, B, AB oder 0. Bei Kunstblut gibt es bis zu 70 Varianten: hell, dunkel, dick- oder dünnflüssig, krustig, schmierig, tropfig. Als Flüssigkeit, Gel, Paste, Puder. In Kapseln zum Zerbeißen oder in kleinen Kissen zum Zerschießen. Die verstecken Schauspielerinnen und Schauspieler unter ihrer Kleidung.

Wer braucht so was?

Ein deutsches Theater verbraucht durchschnittlich zehn Liter Kunstblut im Jahr, auch Film und Fernsehen haben viel Bedarf. Der Rest geht an Rollenspieler, Zombie-, Faschings- und Halloweenfans. Und an das Rote Kreuz, das damit Unfälle für die Ausbildung von Sanitäterinnen und Sanitätern nachstellt.

War das immer so?

Das erste Rezept für Kunstblut hat wohl ein Pariser Theater erfunden. Es bestand aus gekochten Käfern, die einen roten Farbstoff enthalten. In alten Schwarz-Weiß-Filmen floss statt Blut oft Schokosirup - das Braun wirkte dort wie Rot. Heute wird Kunstblut in Filmen oft aus Pixeln gemacht, also am Computer.

Wie geht das ab?

Kunstblut kann man einfach abwaschen. Mit echten Nasenbluttropfen auf dem Fußballtrikot ist es etwas komplizierter: Am besten spült man sie direkt mit kaltem Wasser aus. Wärme lässt nämlich das Eiweiß im Blut gerinnen, sodass es sich im Stoff festsetzt. Dann helfen zum Beispiel Salz oder Zitronensaft.

Kann ich das selber mixen?

Kein Kunstblut mehr bekommen? Zur Not tun es natürlich auch Tomatensoße, Saft aus Roter Beete oder Ketchup auf einem alten Shirt. Manche schwören auch auf eine gut gerührte Mischung aus zwei Esslöffeln Mehl, ein paar Tropfen roter Lebensmittelfarbe, etwas Wasser und einer Prise Kakao.

Geht das auch in echt?

Immer weniger Menschen spenden Blut. Dabei wird es in der Medizin dringend gebraucht. Leider ist es viel schwieriger, Kunstblut für den Körper als für die Bühne herzustellen. Forschende können zwar bereits rote Blutkörperchen aus Stammzellen züchten, aber bisher nur in sehr kleinen Mengen.

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Quelle:
SZ vom 18.02.2023
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