Süddeutsche Zeitung

Hogwarts-Theater:Zugabe!

Lesezeit: 2 min

Beim Lesen hilft einem die eigene Fantasie, für Kinofilme gibt es jede Menge Spezialeffekte - aber wie bekommt man die magische Harry-Potter-Zauberei ins wirkliche Leben, oder sagen wir zumindest auf die Theaterbühne? Ein Besuch.

Von Tanja Rest

Wer die "Harry Potter"-Bücher gelesen hat, weiß natürlich, wie der Vielsafttrank funktioniert. Man braucht einen ganzen Haufen Zutaten, Florfliegen zum Beispiel, Blutegel, Knöterich, nicht zu vergessen das gemahlene Horn eines Zweihorns. Dann gibt man noch ein Haar des Menschen hinzu, in den man sich verwandeln will, und lässt das Ganze einen Monat lang gut köcheln.

Was dann passiert, konnte man sich in "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" wunderbar vorstellen: Harry trank einen Schluck und sah plötzlich aus wie sein fieser Mitschüler Vincent Crabbe. Bei der Verfilmung waren später Computerspezialisten am Werk, die Verwandlung sah im Kino aus wie echt.

Wie aber würde man das auf einer Bühne machen - wenn sich etwa Harrys Sohn Albus vor den Augen des Publikums in seinen Onkel Ron Weasley verwandeln soll? Solche und andere Fragen haben sich die Macher von "Harry Potter und das verwunschene Kind" gestellt, als sie das Theaterstück 2016 in London auf die Bühne brachten. Lebende Gemälde etwa: Das ist noch recht einfach. Der Darsteller von Albus Dumbledore steht vor einem dunklen Hintergrund und spricht durch einen goldenen Bilderrahmen. Oder "Lumos", der Licht-an-Zauber: auch einfach. An der Spitze der Zauberstäbe befindet sich ein anknipsbares Lämpchen. Wie es den Theatermachern aber gelungen ist, sich selbst umblätternde Bücher, explodierende Zaubertränke und täuschend echte Schwebezauber zu zeigen, wie sie die Dementoren hinbekommen haben, die dicht über den Köpfen des Publikums vorbeihuschen: Das kann man als Zuschauer selbst nicht richtig sagen. Es fühlt sich an wie echte Magie.

Dass es das Stück überhaupt gibt, ist ein Wunder für sich. Denn eigentlich wollte J.K. Rowling, als sie den siebten Band beendet hatte, nicht mehr über Harry Potter schreiben. Zum Glück ließ sie sich überzeugen. "Harry Potter und das verwunschene Kind" wurde eines der erfolgreichsten Theaterstücke überhaupt.

Die Handlung beginnt 19 Jahre nachdem Harry Lord Voldemort besiegt hatte. Sein Sohn Albus Severus geht nun ebenfalls nach Hogwarts, wird aber ins Slytherin-Haus gesteckt und freundet sich dort ausgerechnet mit Scorpius Malfoy an - dem Sohn von Harrys Erzfeind Draco Malfoy. Das findet Harry gar nicht lustig. Um zu beweisen, dass auch sie Helden sein können, reisen Albus und Scorpius mit einem Zeitumkehrer zurück in Harrys sechstes Schuljahr. Sie versuchen, Cedric Diggory vor dem Tod zu retten. Und das geht erst mal furchtbar schief...

Viel mehr darf man nicht verraten. Nur so viel: Man trifft viele alte Bekannte aus den Potter-Büchern wieder und sollte Zeit mitbringen. J.K. Rowling ist nämlich so viel eingefallen, dass es streng genommen zwei Theaterstücke sind, fünf Stunden insgesamt, mit einer langen Pause dazwischen. Dafür muss man nicht mehr nach London reisen und sehr gut Englisch verstehen, um das Stück zu erleben. Vom 15. März des nächsten Jahres an wird es in Hamburg gezeigt. Der Vorverkauf läuft schon. Und wie das nun mit dem Vielsafttank funktioniert? Na klar: Unter Albus' Kostüm steckt noch jemand!

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Quelle:
SZ vom 30.11.2019
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