Süddeutsche Zeitung

Kolumne "Die Altersweisen":Wofür sparst du Geld?

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Der 14-jährige Tjure träumt von einem Auto, Ulla (76) legt für ihre eigene Beerdigung Geld zur Seite. Wie junge und alte Menschen die Welt sehen, erzählen sie in dieser Kolumne.

Protokolle von Niko Kappel

Tjure, 14, wohnt mit seiner Mutter in Brandenburg und spielt gerne Konsole.

"Ich spare Geld für ein Auto. Das ist mein Traum. Ein eigener Wagen. Ich wohne auf dem Land, da ist das voll wichtig. Bei uns fährt nur voll selten ein Bus, deshalb bedeutet ein Auto für mich krasse Unabhängigkeit. Außerdem möchte ich, wenn ich mit der Schule fertig bin, eine Ausbildung zum Mechaniker machen. Mein Vater ist Hufschmied. Bei ihm will ich danach eine Weiterbildung machen. Dann bin ich auch Hufschmied. Für so einen Beruf braucht man halt ein Auto. Sonst kann ich ja gar nicht zu den ganzen Pferdehöfen fahren. Taschengeld kann ich nicht so gut sparen. Ich bekomme nur 15 Euro in der Woche. Die brauche ich für Spiele für meine Konsole und so was. Für die meisten Jobs bin ich noch zu jung. Aber ich hoffe, dass ich in ein paar Jahren einen coolen Ferienjob machen kann. Ich denke, das meiste Geld für das Auto werde ich von meiner Jugendweihe nehmen. Da will ich dann ein eigenes Konto machen, ein Auto-Konto. Wenn ich 18 bin, dann müssen Führerschein und Auto safe sein. Ein kleines Auto reicht mir. Hoffentlich schaffe ich das."

Ulla, 76, lebt mit ihrem Mann in der Nähe der Schwäbischen Alb.

"Oh, nein. Wenn ich das sage, dann fallen die Menschen ja vom Stuhl. Ich spare auf meine Beerdigung. Aber Achtung, das ist nicht so traurig, wie es klingt! Es ist so: Ich wohne in einem Haus mit einem wunderschönen Garten. Mein Mann und ich können verreisen. Wir haben ein Auto. Meinem Sohn geht es finanziell gut. Auch wenn wir vielleicht per Definition nicht reich sind, empfinde ich mich als eine sehr reiche Person. Wer ein Haus hat, der ist reich. Wofür soll ich also Geld sparen? Wenn ich mich so in meinem Haus umschaue, merke ich, dass ich eine Minimalistin bin. Mir ist im Alter klar geworden, dass mir Konsumgüter nicht wichtig sind. Deshalb kann ich auch auf nichts davon sparen. Ich habe alles, was ich im Leben brauche. Wenn mein Leben mal zu Ende geht, dann soll niemand mit mir eine Last haben. Ich will, dass für alles gesorgt ist. Deshalb lege ich Geld für die Beerdigung zur Seite. Wenn am Ende des Monats von der Rente etwas übrig bleibt. Mein Mann und ich waren schon vor ein paar Jahren in einem Friedwald, ein paar Dörfer weiter. Dort haben wir uns einen Baum ausgesucht. Der ist schon angezahlt. Darunter wollen wir mal zusammen liegen."

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