Süddeutsche Zeitung

Fatale Behandlungsfehler:Tod in der Klinik

Im Krankenhaus wird man krank, heißt es im Volksmund. Das Misstrauen scheint berechtigt, wie neue Zahlen des Aktionsbündnisses Patientensicherheit zeigen.

Nina von Hardenberg

Demnach sterben in deutschen Kliniken jährlich 17.000 Menschen nach Behandlungsfehlern. Studien zufolge ist jeder tausendste Klinikpatient betroffen. Der größte Teil der Todesfälle gehe auf Infektionen und ungewünschte Arzneimittel-Nebenwirkungen zurück, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Bericht des Aktionsbündnisses.

"Es ist wichtig, dass über das Thema offen geredet wird", sagte der Geschäftsführer des Aktionsbündnisses Daniel Grandt. Tatsächlich waren Behandlungsfehler in der Ärzteschaft lange ein Tabuthema. Erst mit der Gründung des Netzwerks, in dem sich Ärzte und Krankenkassen zusammengeschlossen haben, wurde offener über Kunstfehler diskutiert.

Grandt sprach sich dafür aus, nicht so sehr das Versagen des einzelnen Arztes zu betrachten, sondern die im System angelegten Defizite anzugehen. So seien häufig Ärzte nicht über alle Medikamente informiert, die ein Patient einnehme - etwa weil dieser vergesse, sie anzugeben. Nicht erkannte Wechselwirkungen von Medikamenten führen häufig zu Behandlungsfehlern. Elektronische Patientenakten könnten Ärzte vor solchen Verschreibungsfehlern schützen.

Die Zahlen des Aktionsbündnisses gehen auf etwa 50 internationale Studien zurück, deren Ergebnisse die Wissenschaftler für Deutschland hochgerechnet haben. Demnach sterben in Deutschland 0,1 Prozent aller Krankenhauspatienten wegen vermeidbarer Fehler. Bei angenommenen 17 Millionen Patienten entspricht dies dann 17 000 Todesfällen.

Bundesministerin Ulla Schmidt (SPD), die die Zahlen in Berlin vorstellte, kündigte die Einrichtung einer Forschungsgruppe Hygiene beim Robert-Koch-Institut an. "Fehler wird es geben, aber Fehlern bei der Behandlung kann entgegengewirkt werden", sagte sie.

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Quelle:
SZ vom 25.04.2007
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