Süddeutsche Zeitung

Familien-Newsletter:Wann schläft mein Kind endlich allein?

Lesezeit: 2 min

Und vor allem: Wie bekommt man das hin? Über Generationenkonflikte, Gummibälle und die Frage, wie viel Eltern aushalten müssen.

Von Barbara Vorsamer

Dieser Text stammt aus dem Familien-Newsletter der Süddeutschen Zeitung, der jeden Freitagabend verschickt wird. Hier können Sie ihn abonnieren.

Liebe Leserin, lieber Leser,

vor einigen Jahren traf ich einen Kollegen in der Kantine, dessen Zwillinge gerade ein Jahr alt waren. Seine Augenringe gingen bis zum Knie, und er fragte mich, wann das mit der Schlaferei endlich besser werden würde. Ich antwortete: "Ich weiß es nicht, aber ich gebe dir Bescheid, wenn es so weit ist." Meine Kinder waren zu dem Zeitpunkt drei und sieben Jahren alt, und ich sah an seinem Gesichtsausdruck, dass er meine Antwort gar nicht lustig fand.

Es ist eines der am besten gehüteten Geheimnisse des Elternseins, dass das Thema Schlaf nicht nur eines für das erste Babyjahr ist, sondern sich weit in die Kindergartenzeit ziehen kann. Wir spielten viele Jahre lang eine nächtliche Version von "Reise nach Jerusalem", bei der erst das eine Kind aus dem Gitterbett kletterte und zu uns kam, sich dann das andere dazu quetschte, woraufhin ein Elternteil ins Kinderzimmer floh, wohin dann mindestens eines der Kinder nach dem nächsten Toilettengang folgte... Und immer so weiter.

Ich vermute, dass sich nun vor allem viele ältere Leserinnen und Leser an die Stirn tippen ( einen interessanten Text über Generationenkonflikte in der Erziehung können sie hier lesen). Großeltern fragen sich häufig: Warum machen junge Eltern das alles mit? Glauben Sie mir, ich fragte mich das auch - tagsüber. Nachts um drei hatte ich jedoch keine Nerven dafür, meine Kinder in ihr eigenes Bett zu zwingen und rutschte lieber zehn Zentimeter weiter Richtung Bettkante.

Der andere Grund, warum es manchen Eltern so schwer fällt, an ihren Schlafsituationen etwas zu ändern, ist: Sie haben so sehr verinnerlicht, dass man Babys auf keinen Fall schreien lassen darf, dass sie nun glauben, ihrem Kind zuliebe alles aushalten zu müssen. Es ist aber ein großer Unterschied, ob ein Baby weint, weil es sich von der Welt verlassen fühlt - oder ob es dagegen protestiert, dass es nicht auf dem Gymnastikball in den Schlaf gehüpft wird. Diese wichtige Differenzierung arbeitet Elisa Britzelmeier mithilfe von Expertinnen und eigenen Erfahrungen heraus, und ich empfehle Ihnen ihren Text von ganzem Herzen.

Mit dem Zwillingsvater, dessen Kinder inzwischen fünf sind, war ich kürzlich wieder essen und konnte ihn beruhigen: Irgendwann ist Schlaf wirklich kein großes Thema mehr, allerdings dauert es wesentlich länger als man denkt. Vielleicht erzählen wir das besser nicht weiter.

Ein ruhiges Wochenende wünscht

Barbara Vorsamer

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