Süddeutsche Zeitung

Familientrio:Darf ich auf einen Fahrradhelm verzichten?

Lesezeit: 1 min

Natürlich sollte jeder beim Fahrradfahren einen Helm tragen. Für die Sicherheit. Blöd nur, dass die Dinger jede Frisur ruinieren. Wie sollten sich Eltern verhalten? Drei Experten geben Antworten.

Ein Leser fragt:

"Meine Kinder (4 und 7 Jahre alt ) tragen selbstverständlich Helme, wenn sie Fahrrad oder Roller fahren. Ich selbst kann mich trotz täglicher Radtour in die Arbeit einfach nicht dazu durchringen, nicht zuletzt, weil meine Frisur dann für den Rest des Tages hinüber ist. Wie erkläre ich das meinen Kindern?" Stefanie S., 42, Regensburg

Drei Experten antworten

Kirsten Boie: Auf die Frisur pfeifen!

Das kann ich so gutnachvollziehen! Jetzt sind die Kinder vielleicht noch zu klein, um den Widerspruch zu erkennen - aber das wird nicht so bleiben. Und wenn Sie Ihren Kindern erklärt haben, wie wichtig ein Helm ist, um den Kopf zu schützen - wie wollen Sie Ihnen dann gleichzeitig erklären, dass das für Sie nicht gilt? Dass für Sie plötzlich die Frage des Aussehens wichtiger ist als die Frage der Gesundheit und der Sicherheit? Haben Ihre Kinder, die ja das Gefahrenargument ernst nehmen, nicht dann vielleicht sogar Angst um Sie? Oder entkräften Sie dieses Argument durch Ihr Verhalten - und auch Ihre Kinder sehen dann nicht mehr ein, warum nicht auch für sie Bequemlichkeit und Schönheit Vorrang haben sollten?

Als Frau, die Fahrradhelme wirklich auch nicht mag, fände ich es trotzdem sinnvoll, an dieser Stelle auf die Frisur zu pfeifen. Wenigstens, wenn Ihre Kinder Sie sehen können. Vielleicht kommt ja irgendwann einmal die Fahrradhelm-Pflicht, dann müssten wir uns nicht mehr mit dieser Frage beschäftigen.

Katia Saalfrank: Sicherheitsbewusstsein entfachen!

Am besten erklären Sie es einfach so, wie es ist: Ihre Frisur ist Ihnen im Moment wichtiger als Ihre eigene Sicherheit. Die Kinder scheinen sich ja trotzdem klar darüber zu sein, dass der Fahrradhelm einen wichtigen Schutz beim Fahren im Straßenverkehr darstellt, sie ziehen ihn ja an. Wenn Ihre Kinder den Widerspruch irgendwann selbst erkennen, müssen Sie erneut in sich gehen. Vielleicht können Ihre Kinder andersherum dann mit guten Argumenten auch Ihr Sicherheitsbewusstsein neu entfachen.

Jesper Juul: Sie dürfen auch Dummes tun!

Sie haben in diesem Fall Glück: Sie sind erwachsen. Sie dürfen machen, was sie wollen - sogar richtig dumme Dinge wie keinen Fahrradhelm tragen. Ihre Kinder müssen das akzeptieren, sie sind eben noch Kinder.

Haben Sie auch eine Frage? Schreiben Sie eine E-Mail an: familientrio@sueddeutsche.de

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Quelle:
SZ vom 8. November 2014
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