Süddeutsche Zeitung

Antidiskriminierungsstelle des Bundes:Homosexualität? Ja, aber nicht in der eigenen Familie

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Deutschland ist tolerant. Deutschland ist queer. Deutschland ist offen für jede Liebe, ob zwischen zwei Frauen, zwei Männern oder zwischen Mann und Frau. Das legt jedenfalls eine repräsentative Umfrage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes nahe.

Die Ehe für alle? 83 Prozent stimmen zu. Lesbische und schwule Paare sollten Kinder adoptieren dürfen? 76 Prozent stimmen zu. Homo- und Bisexuelle werden in Deutschland benachteiligt? 81 Prozent stimmen zu. Die Umfrageergebnisse suggerieren: Dass weder die gleichgeschlechtliche Ehe noch die Adoption von Kindern für homosexuelle Paare erlaubt sind, ist nicht im Sinne der Bevölkerung. Auf den ersten Blick zumindest.

Jedem zehnten Deutschen ist ein homosexueller Arbeitskollege unangenehm

Je mehr das Thema allerdings in den eigenen Familien- und Freundeskreis hineinreicht und vor allem öffentlich sichbar wird, desto skeptischer, abwehrender - und diskriminierender - die Haltung der Teilnehmer. Zwei Männer küssen sich, im Café, auf dem Marktplatz, am Bahnsteig. Knapp 40 Prozent empfinden das als unangenehm. Und sowieso: Mit dem Thema Homosexualität möchte ich möglichst wenig in Berührung kommen, sagen knapp 27 Prozent der Befragten.

Auch in der eigenen Familie ist die Abwehrhaltung vehement. Die eigene Tochter, der eigene Sohn ist homosexuell? 40 Prozent empfinden das als unangenehm. Die Betreuerin der Tochter in der Kita ist lesbisch? 21 Prozent finden das unangenehm. Ist der Betreuer des Sohnes schwul, sind es 24 Prozent. Bei den Arbeitskollegen ist die Akzeptanz höher: Der Arbeitskollege ist homosexuell? Empfindet nur jeder zehnte Befragte als unangenehm.

Den Befragten ist wichtig, dass in der Schule eine tolerante Einstellung vermittelt wird. Dass im Unterricht beim Thema Liebe und Partnerschaft nur heterosexuelle Paare vorkommen sollten, weisen 70 Prozent zurück, ebenso viele, dass das Ansprechen von sexueller Vielfalt in der Schule die Kinder in der Entwicklung ihrer Sexualität verwirrt.

Für die Studie wurden etwa 2000 Menschen ab 16 Jahren befragt. Bisher ist nur ein Kurzbericht veröffentlicht worden, der Gesamtbericht mit detaillierten Befunden wird im Frühjahr vorgestellt.

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