Süddeutsche Zeitung

Aktuell:Wüsten­wahnsinn

Erst die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, jetzt auch noch Olympische Winterspiele in Saudi-Arabien: mitten in der Wüste. Geht's noch?

Von Nina Himmer

Manchmal gibt es Neuigkeiten, die man gar nicht richtig glauben kann. Ist vielleicht schon 1. April? Steckt eine Satireseite dahinter? Die Vergabe der Asiatischen Winterspiele 2029 an Saudi-Arabien zum Beispiel: Winterspiele in der Wüste? Mit Sand statt Schnee oder wie? Wem das noch nicht verrückt genug ist: Den Zuschlag hat eine Stadt bekommen, die noch gar nicht existiert. Sie heißt Neom, wird gerade am Roten Meer gebaut, kostet 500 Milliarden Dollar, soll so groß werden wie Mecklenburg-Vorpommern und so glitzernd wie Dubai werden. In der Region gibt es auch Berge - und auf bis zu 2600 Metern Höhe kann es tatsächlich kalt werden. Nur ist es dort für Schnee viel zu trocken, es wird also nur Kunstschnee geben. Schon wieder eine Klimakatastrophe wie die Fußball-WM in Katar mit ihren klimatisierten Stadien? Die Saudis jedenfalls feiern die Winterspiele als großen Erfolg - und versprechen, dass die dafür benötigte Energie nur aus regenerativen Quellen stammen soll. Der Wasserverbrauch wird dennoch gigantisch sein. Aber der Golfstaat war der einzige Bewerber - und versucht schon seit einer Weile, sein durch die Menschenrechtslage angekratztes Image mit pompösen Sportveranstaltungen aufzupolieren.

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Quelle:
SZ vom 08.10.2022
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