Süddeutsche Zeitung

Aktuell:Wetternamen

Ahmet überzieht Deutschland gerade mit klirrender Kälte und Schnee. Das Wetter ist nicht weiter ungewöhnlich, der Name des Tiefs dafür umso mehr.

Von Nina Himmer

Sabine, Klaus, Gisela oder Christian - so heißen nicht nur Menschen, sondern auch Wetterphänomene. Genauer: Hoch- und Tiefdruckgebiete. Hochs bringen meistens schönes Wetter, Tiefs eher Wolken, Regen und Schnee. Die Namen bekommt das Wetter schon seit über 60 Jahren vom Meteorologischen Institut der Freien Universität Berlin. Dort kann man sogar Wetternamen kaufen: Ein Name für ein Hoch kostet aktuell 350 Euro und einer für ein Tief 250 Euro. Dabei gilt: In geraden Jahren bekommen die Tiefs nur weibliche Namen und die Hochs nur männliche: und in ungeraden ist es genau umgekehrt. 2021 sind also alle Tiefs männlich. Das erste heißt Ahmet. Das ist sehr ungewöhnlich. Bisher hieß das Wetter nämlich immer wie Deutsche ohne Migrationshintergrund. Das spiegelt die Vielfalt der Gesellschaft allerdings überhaupt nicht wider. Deshalb hat ein Verein nun 14 Namen für 2021 gekauft, darunter zum Beispiel Chana, Goran oder Romani. So sollen auch Menschen aus Einwandererfamilien sichtbarer gemacht werden, den Wetterbericht schauen schließlich alle. Und auf den Sonnenschein, den Hoch Dragica irgendwann dieses Jahr bringen wird, kann man sich auf jeden Fall jetzt schon freuen.

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Quelle:
SZ vom 09.01.2021
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