Süddeutsche Zeitung

Aktuell :Twittergewitter

Sarah-Lee Heinrich ist gerade mal 20 Jahre alt - und schon Bundessprecherin der Grünen Jugend. Warum sie jetzt untergetaucht ist? Das hat mit Twitter zu tun.

Von Tanja Rest

Drei Dinge sind bei Sarah-Lee Heinrich dumm gelaufen. Erstens: Als sie 13 oder 14 war, benutzte sie "behindert" und "schwul" als Beleidigungen, manchmal schrieb sie "Heil" (wie in "Heil, Hitler!"). Zweitens: Sie tat all das auf Twitter. Drittens: Als sie vorige Woche bei der unabhängigen Jugendorganisation der Partei Die Grünen ein Amt übernahm, fanden das einige Rechte nicht gut und durchsuchten ihren Twitter-Account. Und weil bei Twitter nichts in Vergessenheit gerät, fanden sie den ganzen alten Mist, den Sarah-Lee Heinrich geschrieben hatte. Sie ist jetzt 20 Jahre alt, studiert und könnte Politik machen. Stattdessen hat sie einen Shitstorm am Hals und ist erst mal abgetaucht. Sarah-Lee Heinrich hat sich für ihre Äußerungen entschuldigt. Auf Twitter. Es sei "maximal dumm und unangebracht gewesen", was sie geschrieben hat. Aber einen Shitstorm aufzuhalten ist schwierig. Bei Sarah-Lee Heinrich hat der Hass auch damit zu tun, dass sie schwarz ist, aus einer armen Familie kommt und Ansichten vertritt, die manchen nicht gefallen - etwa, dass Menschen ohne Arbeit und deren Kinder mehr Geld vom Staat bekommen sollten. Sie ist auch deshalb untergetaucht, weil sie neben vielen Hassnachrichten auch Morddrohungen bekommen hat. Zuvor hat sie aber noch getwittert, was man daraus lernen könnte: "Ihr dürft meine Story gern in Zukunft am Küchentisch und in der Schule als Abschreck-Beispiel verwenden, damit junge Menschen lernen, verantwortungsbewusst mit dem Internet umzugehen."

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Quelle:
SZ vom 16.10.2021
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