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Aktuell :Pflichtzeit

Immer alles auf die Jugend abschieben? Oder super Idee zum Horizonterweitern? Warum ein Vorschlag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gerade für hitzige Diskussionen sorgt.

Von Nina Himmer

Eigentlich ist der Vorschlag nicht neu. Seit vor etwa zehn Jahren Wehrpflicht und Zivildienst abgeschafft wurden, wurde beides immer mal wieder zurückgefordert. Früher mussten junge Männer nach der Schule entweder ein Jahr zum Militär oder stattdessen im sozialen Bereich arbeiten. 2011 wurde beides ausgesetzt, seitdem gibt es nur noch Freiwilligendienste. Die sind, wie der Name schon sagt, freiwillig. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würde das gern ändern. Er hat diese Woche eine soziale Pflichtzeit für alle junge Menschen in Deutschland vorgeschlagen. Sie könnten zum Beispiel im Altenheim oder Krankenhaus, im Rettungsdienst oder Obdachlosenheimen mithelfen. Für Demokratie und Gemeinschaft wäre das gut, findet Steinmeier. Im Gegensatz zu früheren Vorschlägen wird über diesen viel diskutiert. Vielleicht, weil gerade ein Krieg in Europa tobt? Vielleicht, weil es im sozialen Bereich an allen Ecken und Enden an Personal fehlt? Oder weil viele die Nase voll davon haben, dass es immer nur um gute Noten oder Geldverdienen geht? Zwischen viele empörte Stimmen ("Nicht alles auf die Jugend abschieben!") mischen sich deshalb auch interessierte: Einfach mal eine Weile die eigene Blase verlassen, etwas anders tun, helfen? Laut einer Umfrage finden mehr als die Hälfte der Menschen zwischen 14 und 24 Jahren den Vorschlag gut. Noch mehr sind offenbar der Meinung, dass Horizonterweitern auch für Erwachsene gut wäre. Warum also nicht eine Pflichtzeit für alle?

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Quelle:
SZ vom 18.06.2022
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