Süddeutsche Zeitung

Aktuell:Gipfelpost

Für Postboten sind es gerade ungemütliche Zeiten. Trotz fieser Kälte müssen sie den ganzen Tag draußen Briefe austragen - auch auf dem höchsten Berg Deutschlands.

Von Korbinian Eisenberger

Auf der Zugspitze ist es gerade besonders frostig: Auf knapp 3000 Metern Höhe herrschen gerade um die zehn Grad minus, und es bläst ein eisiger Wind. Trotzdem müssen jeden Tag Briefe auf den Gipfel und ins Tal gebracht werden. Darum kümmert sich Andreas Oberauer. Er ist der Postbote der Zugspitze - seit 23 Jahren. Kein anderer Briefträger Deutschlands arbeitet in einer solchen Höhe. Statt mit dem Postauto oder dem Rad fährt er mit der Gondel oder der Zahnradbahn zur Arbeit, und seine Poststation auf dem Berg ist kaum größer als eine Abstellkammer. Obwohl es oben auf dem Berg viel kälter ist als im Tal, ist Andreas Oberauer fast immer im T-Shirt unterwegs, selbst wenn es schneit. Während die Gipfelbesucher in ihren Daunenjacken und Pelzmänteln bibbern, ist Andreas Oberauer ständig in Bewegung. "Ich bin den ganzen Tag am Laufen, dadurch entwickelt mein Körper eine enorme Hitze", sagt der 53-Jährige. Das härtet offenbar ab: Krank war er in all den Jahren noch nie. Damit er die verschiedenen Hütten und Stationen auf der Zugspitze rechtzeitig mit der Post beliefern kann, sprintet er durch den Schnee. Rund 30 Menschen haben eine Adresse auf der Zugspitze, zum Beispiel Hüttenwirte oder Umweltforscher. Meist muss aber mehr Post runter als rauf: Einmal musste der Zugspitz-Postbote 3500 Postkarten mitnehmen, die ihm die Gäste innerhalb eines Tages in seine Poststation gebracht haben. An einem anderen lieferte er einen Schaukelstuhl aus. Kein Wunder, dass er sich selbst "Extrempostbote" nennt.

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Quelle:
SZ vom 26.01.2019
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