Süddeutsche Zeitung

"Zorro II" im Kino:Suff und Seife

Lesezeit: 2 min

Antonio Banderas und Catherine Zeta-Jones kämpfen sich in "Die Legende des Zorro" durch die Legende. Will man ihnen dabei zusehen? Man will.

SUSAN VAHABZADEH

Film-Fortsetzungen stehen immer unter Verdacht, der Fortsetzung des Geldverdienens mehr verpflichtet zu sein als der Fortsetzung einer Geschichte - es gibt viele, die einem vorkommen wie der zweite Aufguss eines Teebeutels.

Und dass Antonio Banderas nach sieben Jahren noch mal losreiten möge - danach hatte eigentlich niemand gerufen.

Martin Campbell hat aber, unerwarteterweise, seinen Volkshelden für "The Legend of Zorro" fit gemacht für eine weitere Runde: Er hat aus der Braut Catherine Zeta-Jones eine zeitgemäß kampflustige Gattin gemacht und einen Plot fabrizieren lassen, der sehr hübsche Assoziationen zulässt: Der Mythos vom Großgrundbesitzer, der die Macht an sich reißt, ist im Western zwar genauso krisenfest wie die Figur Zorro selbst, aber mehr noch als in "The Mask of Zorro" hat dieser hier, ein großkotziger Franzose, sehr moderne Züge.

Und überhaupt benimmt sich Antonio Banderas hier wie ein Peacenik, der sich heimlich als militanter Globalisierungsgegner betätigt. Zuhause gibt er sich als Softie, um seinem Sohn ein friedliches Vorbild zu bieten, und dann schlägt er sich inkognito wild mit den Abgesandten eines eisenbahnbauenden Seifenherstellers herum.

Vieles folgt der Rezeptur des ersten Teils, aber nicht alles: Es fängt an mit einem gehörigen Ehekrach - Elena wirft Alejandro vor, dass er zu oft unterwegs ist, um sich maskiert um anderer Leute Sorgen zu kümmern, statt sich seiner Familie zu widmen. Elena reicht die Scheidung ein, und Alejandro glaubt, sie tue das aus Wut - in Wahrheit wird sie erpresst von ein paar finsteren Gestalten, die etwas zu tun haben mit einem Geschäftsmann, der Land aufkauft und jeden kleinen mexikanischen Bauern über den Haufen schießen lässt, der sich weigert, seine Farm herzugeben. Und just am Arm dieses Seifenmoguls trifft Alejandro auf einem Ball seine getrennt lebende Elena wieder. Woraufhin er sich sinnlos betrinkt und sogar von seinem Pferd im Stich gelassen wird.

Die Szenen mit dem widerspenstigen Pferd, das manchmal seinem eigenen Kopf durchsetzt, die Kampfszenen und Zorros spektakuläre Stunts - schon in der ersten Szene rettet er eine Wahlurne in einer langen, akrobatischen Sequenz vor demokratiefeindlchen Räubern - entwickeln manchmal sogar einen Hang zum überkandideltem Irrsinn: als habe diese Zorro-Version doch noch jenen Robert-Rodriguez-Touch abbekommen, minus Brutalität, der beim ersten Teil gar nicht erwünscht war, als Rodriguez ursprünglich Regie führen sollte und Campbell das Rennen machte. Auf jeden Fall hat der Produzent hier mehr Spuren hinterlassen als beim ersten Mal, Steven Spielberg - das lässt der Raum, den Zorros Sohn einnimmt, zumindest vermuten. Man (Spielberg?) hat für die Rolle wirklich ein besonders charmantes Kind ausgesucht; nur wirken die Nachwuchs-Zorro-Manieren irgendwann wie Symptome einer frühkindlichen Profilneurose.

Scheidung im Wilden Westen, ein Zorro, der seinen Sohn von der Schule abholt und eine Heldin, die die Action an sich reißt - solche Modernisierungen sind Teil von Campbells komödiantischem Arsenal, man muss sie nicht überbewerten, aber "The Legend of Zorro" lässt sich tatsächlich leichter genießen, weil der Film nicht mit Klischees überfrachtet ist. Die Chemie zwischen Banderas und Zeta-Jones stimmt noch immer, manche Szenen sind sehr komisch - aber etwas Niedagewesenes darf man von diesem Film dann doch nicht erwarten. Es wird so sein wie beim letzten Mal: Man hat seine Freude dran, aber nach einer weiteren Fortsetzung wird niemand bimmeln.

THE LEGEND OF ZORRO, USA 2005 - Regie: Martin Campbell. Buch. Alex Kurtzman, Roberto Orci. Kamera: Phil Meheux. Musik: James Horner. Schnitt: Stuart Baird. Mit: Antonio Banderas, Catherine Zeta-Jones, Rufus Sewell, Nick Chinlund, Adrian Alonso, Giovanna Zacarías. Sony, 131 Minuten.

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