Süddeutsche Zeitung

Vorschlag-Hammer:Trinkfest in Mittelfranken

Lesezeit: 2 min

Wie Max Goldt als Sänger der Gruppe "Foyer Des Arts" habe auch ich Wissenswertes über Erlangen mitzuteilen

Kolumne von Michael Zirnstein

Es gibt sehr viel Wissenswertes über Erlangen. Nichts davon erfährt man in dem gleichlautenden Neue-Deutsche-Welle-Hit, den ich mir jüngst auf Youtube anhörte - eine Aufzeichnung von 1982 aus der ZDF-Hitparade. Ich hatte allerdings ganz vergessen, dass der Posterboy der Band Foyer Des Arts - "Vorraum der Künste", wie Ansager Dieter Thomas Heck übersetzte - mein Lieblingskolumnist Max Goldt war. Damals schon im Schnöselanzug sprechsingt der Blondschopf von einer namentlich nicht genannten Kirche ("erbaut in der Vergangenheit", "entworfen von einem Architekten aus dem Sauerland") und dem religiösen Leben Erlangens, das "breit gefächert" und "sehr interessant" sei.

Wie kam ich darauf? Weil ich selber was Wissenswertes über Erlangen weiß. Habe ich doch erfahren, dass dort "Die lauteste Kneipe" eröffnet. Das ist nun kein Guinness-Weltrekord und eigentlich noch nicht mal ein Lokal, aber immerhin Deutschlands erstes Kneipenchor-Festival. Da bin ich dabei, das ist prima! Ich fahre sehr gern dann und wann in die mittelfränkische 111 000-Einwohnerstadt, gerade der Kultur wegen. Und des Bieres. Zuletzt war ich dort bei Blumfeld, noch so einer Schnösel-Band, die im dortigen Kulturzentrum E-Werk gastierte. Nicht nur, dass der Konzertsaal wirklich schön war und die Stimmung entspannt, anschließend konnte man - wie es auch der Sänger Jochen Distelmeyer vorschlug - bei der just stattfindenden Bergkirchweih weiterfeiern. Wer's nicht weiß: Die Bergkirchweih ist wie das Oktoberfest, aber unter Bäumen. Sie steigt rund um die 15 in den Burgberg eingegrabenen Bierkeller der örtlichen Brauereien und ufert derart aus, dass es bis 1999 eigene "Bergferien" an der Uni gab, weil an Studieren eh keiner dachte.

Wer nicht bis zum nächsten "Berch" an Pfingsten warten kann, profitiert dennoch von einer Fahrt nach Erlangen, sind doch Konzerte im E-Werk (wo es auch Bingo-Abende gibt und WGs Räume für Partys mieten können, um die eigenen Zimmer zu schonen) meist weit weniger vollgestopft als entsprechende in München. Zum Beispiel erlebt man dort die Mundart-Rapper Dicht & Ergreifend noch relativ intim (26. September), während sie in München einen Monat später in der Olympiahalle groß auftrumpfen. Wer zu den Punk-Legenden Die Goldene n Zitronen heuer im Münchner Strom nicht mehr reinkam, findet im E-Werk bestimmt noch Platz (28.9.), und ebenso bei Die Höchste Eisenbahn (25.10.), einer wunderbaren Liedermacher-Band aus Berlin. Und natürlich am Freitag, 13. September, das Kneipenchor-Festival! Mit zwölf trinkfesten Sangesvereinen aus Erlangen, Bamberg, München, Würzburg und anderen Städten, die zudem am Samstagnachmittag Sehenswürdigkeiten wie Schlossgarten und Bohlenplatz beschallen. Falls Sie Probleme bei der Anfahrt haben, geben Foyer Des Arts doch einen wissenswerten Tipp: "Erlangen liegt nicht im Sauerland."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4598154
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 13.09.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.