Süddeutsche Zeitung

Volksmusik:Schöner weinen

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"Bavaschôro" mischen bayerische und brasilianische Volksmusik. Ihr Debüt-Album stellen sie in der Drehleier und in Puchheim vor

Von Oliver Hochkeppel

Schon aus dem Bandnamen Bavaschôro, gleichzeitig auch der Titel des Debüt-Albums, kann der einigermaßen musikalisch Bewanderte ableiten, worum es sich handelt: Um die Verbindung von Bavarischem mit Choro, also von traditioneller wie neuer bayerischer Volksmusik mit jenem brasilianischen Musikstil, den man als melancholischen, leiseren und privaten Bruder der lauten und öffentlichen Samba bezeichnen könnte - kommt doch der Stilname "Choro" auch von "chorar", was "weinen" heißt. Wichtige Kennzeichen dieser musikalisch wie soziologisch parallel zum nordamerikanischen Ragtime und New-Orleans-Jazz entstandenen Volksmusik für die Kaffeehäuser, Tanzsäle und Kneipen - der 1973 gestorbene, hier mit vier Stücken vertretene Pixinguinha war ihr Großmeister und wichtigster Komponist - sind federnde Rhythmik und auf- und absteigende, oft versetzt wogende Melodielinien. Dies aber klingt in europäischen Ohren noch beim traurigsten Text fröhlich. Erst recht, wenn sich das wie bei Bavaschôro mit bayerischen Textteilen und Texten (etwa bei der Samba "Trem das onze", wo es dann heißt: "I konn' nimma bleim, des geht sich net aus, I muass jetzt hoam"), mit Gstanzln à la Biermösl Blosn, Blasmusi und Zwiefachem humoristisch mischt. Manches, wie das klassisch-schöne "Brejeiro", wird allerdings auch nur hauchzart angefasst, wie überhaupt der Respekt vor dem Original in jedem Moment deutlich bleibt.

Diesen Respekt haben die Bavaschôro-Masterminds Xaver Maria und Ludwig Maximilian Himpsl früh gelernt, für sie ist dieses Projekt eine Rückkehr zu den Wurzeln. Sie haben nämlich schon als kleine Buben in der Unterbiberger Hofmusik ihrer Eltern genau diesen Mix mitgespielt, als man diesen mit den Brazil-Jazzern Claudio Roditi und Hal Ashby (wenn auch eigentlich ein Australier) aus der Taufe hob. Für ihr eigenes Projekt haben sich die beiden Himpsls während ihrer Studienzeit die passenden Begleiter ausgesucht: Henrique de Miranda Rebouças an der siebensaitigen Gitarre, Saxofonist Marcio Schuster und Luis Maria Hölzl an der portugiesischen Gitarre bringen - wie ein paar Gäste - Authentizität und eine klassische Note mit.

Bavaschôro , Himpsl Records/ Galileo Music; Mittwoch, 19. Oktober, 20 Uhr, Drehleier, Rosenheimer Str. 123; Donnerstag, 20. Oktober, 20 Uhr, Puc Puchheim, Oskar-Maria-Graf-Str. 2

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Quelle:
SZ vom 18.10.2016
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