Süddeutsche Zeitung

Comic "Verwandlung":Ein dummer Deal

Mal eben den Körper tauschen? Keine gute Idee. Lara Swiontek adaptiert mit "Verwandlung" eine Schauergeschichte der "Frankenstein"-Autorin Mary Shelley.

Von Fritz Göttler

Ein verstörendes Bild vom Dolce Vita zeichnet Lara Swiontek in ihrer ersten Graphic Novel "Verwandlung". Junge Menschen in modischen Kleidern und lässigen Posen, Gläser oder Flaschen in der Hand, eine Doppelseite voller dekadenter Langeweile und infantilem Ennui, und am Ende ist alles zum Kotzen.

Es ist die Geschichte des Guido Carega, eines blond gelockten reichen Nichtsnutzes in Genua, der sein Vermögen verprasst, seinem Mädchen Juliet schon in der gemeinsamen Kindheit Treue und Heirat versprochen hat, aber irgendwie kriegt er alles nicht auf die Reihe, auch ein Versuch, Juliet nach Frankreich zu entführen, misslingt kläglich. In seiner Ratlosigkeit begegnet Guido schließlich am Meeresufer einem hässlichen Zwerg, der über eine Schatzkiste verfügt und ihm diese anbietet, falls er ... für drei Tage die elegante jugendliche Gestalt Guidos ausborgen darf. Ein dummer Deal, auf den sich Guido da einlässt.

Das Buch entstand nach einer fantastischen moralischen Novelle von Mary Shelley (der weltbekannten Autorin des "Frankenstein"), offenbar inspiriert von der deutschen Romantik, den Erzählungen E.T.A. Hoffmanns. Drei Zeiten spiegelt Lara Swiontek ineinander - die zwischen Mittelalter und Renaissance, in der die Originalgeschichte spielt, die des frühen 19. Jahrhunderts, in dem eine junge Frau sie erzählt, und das zeitgenössische Milieu der Zeichnungen, mit Autos und Handys. Lara Swiontek zeichnet naiv mit einer schwungvollen Skizzenhaftigkeit, sodass auch einem unangenehmen armen Tropf wie Guido am Ende unser Mitgefühl zuteil wird.

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