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Überschuldung:Insolvenzverfahren gegen Suhrkamp eröffnet

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Hier entscheidet sich die Zukunft des strauchelnden Suhrkamp-Verlags: Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg eröffnet ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Medienberichten zufolge soll das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden.

Suhrkamp kämpft ums Überleben. Das von dem Verlag beantragte Insolvenzverfahren ist eröffnet worden, wie die zuständige Richterin Mechthild Wenzel vom Amtsgericht Berlin Charlottenburg bestätigte.

Nach Informationen der Welt und der FAZ sieht der Plan eine Umwandlung von einer Kommanditgesellschaft in eine Aktiengesellschaft vor. Das hätte einerseits zur Konsequenz, dass dem Minderheitsgesellschafter Hans Barlach wohl zahlreiche Sonderrechte streitig gemacht werden könnten. Andererseits können durch diesen Schritt sämtliche bestehenden Arbeitsplätze erhalten werden.

Die Änderung der Rechtsform hat aber noch weitere Folgen. Nach Angaben des Unternehmens sichere sie die Existenz und Handlungsfähigkeit des Verlags. Der Gesellschafterstreit werde das operative Geschäft nicht länger beeinträchtigen können, heißt es weiter. Zukünftig soll ein Vorstand, kontrolliert von einem durch die Aktionäre gewählten Aufsichtsrat, eigenverantwortlich handeln.

"Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung"

"Als Insolvenzgründe sind Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung gegeben'", sagte Richterin Wenzel der Welt. Über den konkreten Insolvenzplan habe sie noch keine Entscheidung getroffen. Die Richterin werde innerhalb der kommenden zwei Wochen den Insolvenzplan prüfen, heißt es weiter. Wird er angenommen, erhalten ihn alle Beteiligten zur Stellungnahme. Zu den Beteiligten zählen auch die Gläubiger und der Betriebsrat.

Die Welt berichtete weiter, der deutsche Taschenbuchverlag (dtv) sei an einem Einstieg bei Suhrkamp interessiert. Es habe in dieser Sache bereits ein Gespräch stattgefunden, zitierte das Blatt eine Suhrkamp-Sprecherin. Weiterführende Gespräche habe es aber bisher nicht gegeben. Allerdings hätten weder Unseld-Berkewicz noch Barlach Interesse an einem Verkauf gezeigt. Das könne sich durch das Insolvenzverfahren ändern.

Ende Mai hatte der Verlag ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt. Danach läuft eine Frist von bis zu drei Monaten, in der Sanierungsvorschläge unterbreitet werden können. Verlagschefin Ursula Unseld-Berkéwicz, die 61 Prozent am Unternehmen hält, ist mit dem Minderheitsgesellschafter Barlach (39 Prozent) seit Jahren zerstritten. Sollte ein Gesellschafter an dem in seiner Rechtsform veränderten Verlag nicht mehr beteiligt sein wollen, sieht der Insolvenzplan ein Abfindungsangebot vor.

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