Süddeutsche Zeitung

Skandal um sexuelle Übergriffe:Der Schwedischen Akademie steht ein hartes Ende bevor

Auch Kronprinzessin Victoria wurde begrapscht. Für die Akademie, die den Nobelpreis für Literatur vergibt, ist dieser Vorfall besonders kompromittierend.

Kommentar von Thomas Steinfeld

Jener Mann, dessen sexuelle Übergriffe der Anlass für das Auseinanderbrechen der Schwedischen Akademie waren, hat, wie sich jetzt erweist, auch Kronprinzessin Victoria angetastet. Für die Akademie, die den Nobelpreis für Literatur vergibt und sich nun schon seit Wochen im freien Fall befindet, ist dieser Vorfall besonders kompromittierend.

Denn der Ehemann der Lyrikerin Katarina Frostenson vergriff sich nicht nur an einem Mitglied des Königshauses, das die Akademie formell trägt, und als dies publik wurde, reagierte der Hof prompt: Er forderte den Ständigen Sekretär der Akademie auf, dafür zu sorgen, dass sich ein solches Ereignis nicht wiederholt - denselben Mann, der unablässig wiederholt, weder er noch sonst ein Mitglied der Akademie habe von den Übergriffen etwas gewusst.

Je weiter der Skandal vorankommt, desto deutlicher wird, dass innerhalb der Akademie schon seit vielen Jahren ein Klüngel zur gegenseitigen Begünstigung regierte, der sich in jeder Beziehung als unangreifbar wahrnahm.

In mehrere Teile zerbrochen ist die Schwedische Akademie schon. Nun wird es nicht mehr lange dauern, bis auch der bislang herrschende Kern der Akademie verstehen lernen muss, dass diese Pfründe nicht zu halten ist - und je mehr er sich dagegen wehrt, desto härter wird dieses Ende ausfallen.

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Quelle:
SZ vom 30.04.2018
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