Süddeutsche Zeitung

Autorenflucht bei Rowohlt:Herbe Verluste

Der Rowohlt-Verlag verliert einige seiner wichtigsten Autoren, auch Jonathan Franzen, Jeffrey Eugenides und Martin Mosebach zur Konkurrenz.

Von Miryam Schellbach

Der Hamburger Rowohlt-Verlag verliert einige seiner bekanntesten Autoren. Wie die Literarische Welt zunächst berichtete, wechseln Jonathan Franzen, Jeffrey Eugenides, Martin Mosebach, Julia Schoch, Eugen Ruge und Ijoma Mangold zum Münchner DTV. "Wir freuen uns", lässt man dort verkünden.

Der Wechsel hat eine lange Vorgeschichte: 2018 musste die langjährige Rowohlt-Verlegerin Barbara Laugwitz ihren Posten für den Bestsellerautor Florian Illies räumen. In der Presse regnete es Kritik, aber auch namhafte Autoren des Hauses, darunter Max Goldt, Thomas Melle und Katharina Adler, formulierten damals einen Protestbrief. Laugwitz wechselte nach ihrer Demission zu Ullstein.

Beide blieben nur kurz: Illies gab sein Amt bei Rowohlt nach nur einem Jahr wieder auf, Laugwitz wechselte zu DTV. Im Sommer 2021 wurde bekannt, dass auch die Rowohlt-Lektorin Ulrike Schieder sowie Editor-at-large Alexander Fest ihrer Verlegerin nach München folgen würde. Alexander Fest hatte selbst von 2002 bis 2014 den Posten des verlegerischen Geschäftsführers bei Rowohlt inne, unter seiner Führung konnte der Verlag mit Jeffrey Eugenides und Jonathan Franzen zwei der bekanntesten und erfolgreichsten amerikanischen Romanschriftsteller gewinnen.

Dass dem Weggang von Laugwitz, Schieder und Fest auch ein Autorenwechsel folgen würde, war anzunehmen. Aber dass gleich so viele bedeutende Autoren dem Haus den Rücken kehren, dürfte die Arbeit für die neue Rowohlt-Verlegerin Nicola Bartels nicht gerade vereinfachen. Die Autoren verlassen überdies den zu Holtzbrinck gehörenden Rowohlt Verlag in Richtung eines unabhängigen Publikumverlags. In Zeiten, in denen der Buchmarkt zunehmend durch die großen Konzerne segmentiert wird, ist das auch eine Nachricht.

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