Süddeutsche Zeitung

Premiere-Chef wettert gegen die ARD-"Sportschau":"Mich stört die 'Sportschau' eminent"

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Premiere-Chef Georg Kofler hält die ARD-"Sportschau" am Samstagabend für ein "rückständiges Modell" und fordert, Bundesliga-Fußball erst ab 22.00 Uhr im frei empfangbaren Fernsehen zu zeigen.

Caspar Busse

Das ist Georg Kofler, wie man ihn von früher kennt. Gerade erst hat der Premiere-Chef die Bundesliga-Rechte zurückerkämpft und damit mit Ach und Krach seinem Unternehmen das Überleben gesichert, da geht er voll in die Offensive. "Mich stört die ARD-'Sportschau' eminent", sagte er am Donnerstag und forderte wie schon vor zwei Jahren, Fußball im frei empfangbaren Fernsehen am Samstag erst von 22 Uhr an zu zeigen.

Schnell redete sich der gebürtige Südtiroler in Rage: "Dass die 'Sportschau' eine heilige Kuh ist, das ist doch lächerlich. Das ist ein Programm wie jedes andere." Franz Beckenbauer, bei Premiere als Experte unter Vertrag, saß gequält daneben und beschwichtigte noch: "Das ist doch fast ein politisches Thema." Doch Kofler ließ sich nicht bremsen. "Heilige Kühe - wir sind doch nicht in Indien", schimpfte er weiter. Nur die Privaten hätten doch die ARD von "ihrer Arroganz" heruntergeholt und gezeigt, wie man gute Sportberichterstattung macht.

Kofler gegen die ARD-"Sportschau" - das ist ein altes Spiel. Das letzte Mal hatte der Premiere-Chef eine bittere Niederlage eingesteckt. Ende 2005 gewann der Konkurrent Arena die Bundesligarechte, weil Kofler auf einer "Sportschau" um 22 Uhr bestanden hatte. Premiere rutschte damals in eine Existenzkrise. Nur mit der Hilfe des Kartellamtes hat sich Kofler nun die Fußballrechte für die kommenden zwei Spielzeiten wiedergeholt.

Aber zu einem hohen Preis. Kofler enthüllte am Donnerstag erstmals, er zahle für die Sublizenzierung 100 Millionen Euro in cash pro Saison an den Arena-Konzern Unity Media. Dazu kommt für Unity Media eine Beteiligung von knapp 17 Prozent an Premiere, die derzeit an der Börse 320 Millionen Euro wert ist. Zusammen sind das also 520 Millionen Euro für zwei Spielzeiten - ein stolzer Preis.

Viel Spielraum für Investitionen ist da offenbar nicht geblieben. Premiere wird den Bundesliga-Fußball wie in der vorletzten Saison präsentieren: Alle Neuerungen von Arena werden zurückgedreht. Die Konferenzschaltung kommt aus dem Studio, nicht wie bei Arena aus den Stadien. Zudem gibt es nur noch einen Kommentar oder den Stadion-O-Ton zur Auswahl.

Für die Deutsche Telekom und das Internet-TV wird künftig zudem dasselbe Programm wie für das Pay-TV produziert. Bis Ende August will Premiere jetzt 200 000 Bundesliga-Abos abschließen, davon sollen aber nur ein Drittel Neukunden sein. Der Rest sind bestehende Premiere-Kunden, die Bundesligafußball dazubuchen. Seit dem Verlust der Bundesligarechte hatte der Pay-TV-Konzern massive Umsatzverluste.

Die Abonnenten müssen aber mehr zahlen: 19,99 Euro kostet bei Premiere das Bundesliga-Paket, statt bisher 14,90 Euro bei Arena im Kabel. Und Kofler wollte diesen Preis auch nur für die Saison 2007/08 festschreiben: "Preise zu garantieren gehört nicht zu unserer Geschäftspolitik." Das heißt: Spätere Erhöhungen nicht ausgeschlossen.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL), die die Rechte von 2009/10 an bis Jahresende verkaufen will, darf sich nun auf heiße Verhandlungen einstellen. Kofler machte klar, dass er eine ARD-"Sportschau" um 18.30 Uhr für ein "rückständiges Modell" hält. Dafür werde auch nicht viel zahlen.

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Quelle:
SZ vom 3.8.2007
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