Süddeutsche Zeitung

NS-Propagandakunst:Drittes Pferd von Thorak aufgetaucht

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Drittes Bronze-Pferd von Thorak in Bayern entdeckt

In Bayern ist ein drittes, drei Meter hohes Bronze-Pferd von dem NS-Staatskünstler Josef Thorak aufgetaucht. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung in ihrer Samstagsausgabe. Die monumentale Skulptur steht ohne erläuternde Texttafeln auf dem Schulhof eines öffentlichen Gymnasiums in Bayern, dem Landschulheim Ising am Chiemsee, das mit einem benachbarten Reiterhof kooperiert.

Das Propaganda-Werk stammt aus dem Besitz des Künstlers - im Jahr 1961 bezahlte die Familie Thorak damit die Internatsgebühren ihres Sohnes. Somit ist das Pferd Eigentum der Schule. Bei dieser dritten Fassung handelt es sich um die Skulptur, die im Jahr 1939 auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München im zentralen Saal zu sehen war - im selben Jahr also, als Thorak die beiden anderen Rösser Hitler gab. Die drei aggressiven, grob überzeichneten Pferde symbolisieren den Anspruch auf Weltherrschaft des "Dritten Reiches" kurz vor Kriegsbeginn.

Die Schulleitung in Ising beabsichtigt nach SZ-Informationen keinen Verkauf oder Umzug des NS-Werkes. Ende Mai beschlagnahmten Kunstfahnder des Berliner Landeskriminalamtes Hauptwerke führender NS-Künstler, darunter die zwei prominenten bronzenen Rösser des NS-Staatskünstlers Thorak, die ab 1939 vor Hitlers Neuer Reichskanzlei in Berlin standen. Das Werk in Ising ist eine dritte Kopie, die der Künstler zeitgleich als Schmuckstück für sein eigenes Atelier hergestellt hatte.

Josef Thorak: Hitlers Lieblingskünstler

Der Österreicher Josef Thorak war Hitlers Lieblingskünstler. Der Staatschef schenkte ihm ein millionenteures Atelier mit gigantischen Ausmaßen in Baldham bei München und setzte ihn auf die Liste der "Gottbegnadeten", die vom Fronteinsatz befreit waren. Thoraks Stil ist martialisch, seine scheinbar unverletzbaren Heroen sollten sogar an Autobahnen stehen.

Streit um Umgang mit NS-Kunst

Der Fund der zwei Rösser von der Berliner Reichskanzlei hat eine Diskussion um den Umgang mit NS-Kunst ausgelöst. Kulturstaatsministerin Monika Grütters möchte die wiederaufgetauchten Werke aus Berlin ausstellen und historisch einordnen, sollte sich bestätigen, dass der Bund rechtmäßiger Eigentümer ist.

Währenddessen stehen, wie nun der Fall Ising zeigt, seit Jahrzehnten etliche NS-Hauptwerke im öffentlichen Raum ohne historische Erklärungen. Andere Stücke werden in den Depots von Museen weggesperrt aus Angst, sie könnten das Publikum mit NS-Gedankengut infizieren. Nach SZ-Recherchen floriert derweil der Markt für NS-Devotionalien. Gehandelt werden außer Großskulpturen führender NS-Künstler wie Thorak auch Hitlers Haare oder seine Bartbürste.

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