Süddeutsche Zeitung

Neues Album: Katy Perry:Benimm dich

Der Prototyp eines modernen konservativen Popstars: In ihrem neuen Album feiert Katy Perry die sexuelle Provokation - und beweist, dass sie doch nicht vergessen hat, was richtig ist.

J.-C. Rabe

Der aufsehenerregendste und erstaunlichste Popstar der Gegenwart, die amerikanische Sängerin und Performance-Künstlerin Lady Gaga, hat es geschafft, von der 33-jährigen Stephanie zu Guttenberg, der Gattin des konservativen deutschen Verteidigungsministers, getadelt zu werden. Als sie, Stephanie, ein junges Mädchen gewesen sei, da hätten "Popdiven wie Whitney Houston noch enge Seidenroben und Deutschpop-Sängerinnen wie Nena weite T-Shirts zu Röhrenjeans" getragen.

Heute dagegen sähen erfolgreiche Popsängerinnen wie Lady Gaga aus wie Pornostars. Tatsächlich lernte der Pop genau in Guttenbergs Jugend in den späten achtziger und frühen neunziger Jahren, keine Grenzen mehr akzeptieren zu müssen, was seinen sexuellen Exhibitionismus anbelangt. Den peinlichen Vorwurf politischer Orientierungslosigkeit, den ihr der Spiegel nun am Montag unter die Nase rieb, hat sich die 33-Jährige also verdient.

Die kalifornische Popsängerin Katy Perry, die mit ihrem neuen Album Teenage Dreams (Capitol/EMI) in den Charts derzeit viel erfolgreicher ist als Lady Gaga, dürfte eher nach ihrem Geschmack sein. In gewisser Weise ist Perry der Prototyp eines modernen konservativen Popstars. Sie feiert die sexuelle Provokation ausgiebig ("I wanna see your peacock, -cock, -cock"), lässt aber auch keine Gelegenheit aus, zu beweisen, dass sie noch nicht vergessen hat, was eigentlich richtig ist ("I think we broke the law"). Die leichte Bewusstseinsspaltung, die das mit sich bringt, teilt sie sich mit Frau Guttenberg. Happiness is a warm gun.

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Quelle:
SZ vom 22.09.2010
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